Moderne Gefühle

Ingolf Thiel. Fotografie 1975–1985

 
Herausgeber: Jens Bove; Simone Fleischer; Deutsche Fotothek, SLUB Dresden
144 Seiten, 197 Abb., farbig und sw
28 x 22 cm, Klappenbroschur
Erscheinungsdatum 3.11.2022
ISBN 978-3-95498-716-0
28,00
Um 1980 zählte Ingolf Thiel (1943–1985) zu den innova­tivsten Foto­grafen in Deutschland. Darüber hinaus war er Mode­designer, Bühnen­bildner, Schau­spieler, Performer sowie Ballett­tänzer und scheint die ungeheure Dynamik des Punk in einer Person aufgesogen zu haben. Das genre­über­greifende, die Grenzen von High und Low verwischende Experi­men­tieren und der intensive Austausch zwischen den Akteuren waren kenn­zeichnend für die künstle­rische Alternativ­szene um 1980. Die gleich­zeitig statt­findenden Entwicklungen in Kunst, Film, Performance, Mode und Design beeinflussten sich gegenseitig. Und mittendrin: Ingolf Thiel. Als Fotograf lebte er von Aufträgen für Industrie und Mode­unter­nehmen. So erschienen seine Foto­grafien in Elle, Gala, Linea Italiana, Nora oder Playboy. Parallel und mit zuneh­mendem Erfolg entstanden immer auch freie Arbeiten. Bis Ende der 70er Jahre setzte Thiel seine Ideen bevorzugt mittels Foto­montage um. Danach änderte sich sein Zugang zu den Motiven, und seine Arbeiten wurden gewisser­maßen foto­grafischer. Visuell beeinflusst von der New-Wave-Szene, die ihn 1979 in New York in den Bann gezogen hatte, entwickelte er konzep­tionelle Serien in klassi­schem Schwarzweiß. Die Bild­mani­pulation durch Montage wird abgelöst durch exakte, unter­kühlte Inszenierungen. Die melancholisch-romantische, desillusio­nierte Stimmung der No-Future-Generation wird schließlich zur bestimmenden Grundierung seiner Motive: Schönheit mit Wider­haken.