Leseprobe

39 Emila Medková, Miroslav Hák und Josef Prošek eine eigenständige Fotograf:innengruppe zu etablieren, den er mehrere Jahre lang – zeitweise unterstützt von Anna Fárová – verfolgte, zerschlug sich jedoch letztlich. Auf die zwischenzeitliche Entspannung folgte mit der sogenannten Normalisierung nur wenige Jahre später eine erneute, lang anhaltende Phase staatlicher Repressionen. Reichmann gab das Zeichnen auf und konzentrierte sich fortan auf die Fotografie. Seinen Lebensunterhalt verdiente er vor allem mit fotografischen Illustrationen zu Publikationen über mährische Landschaften und Lokalgeschichte. Eine angemessene Würdigung erfuhr seine freie, künstlerische Arbeit erst Mitte der 1990er Jahre, kurz nach seinem Tod. 1 Den Titel der Werkgruppe legte Reichmann 1947 fest. Im selben Jahr zeigte er die Fotografien auch erstmals öffentlich in einer gemeinsamen Ausstellung mit der Gruppe Ra. 1985 edierte das Dům umění/ Haus der Kunst in Brno eine Mappe mit 14 Fotografien und der tschechischen Übersetzung eines Gedichts von Ludvík Kundera. / 2 Vgl. zur Biografie Reichmanns Dufek 1994; Ausst.-Kat. Bochum 1989. / 3 Vgl. Ausst.-Kat. Prag 1988. 1947 stellt Reichmann mit der Gruppe Ra neben Zeichnungen auch circa zehn Fotografien aus; vgl. Dufek 1994. / 4 Reichmann 1958. Reichmann bezieht sich dabei auf die Fotografie Mittags (Kat.13). / 5 Steinert 1966. Die Ausstellung Surrealismus und Fotografie wurde vom Dům umění města Brna/Haus der Kunst in Brno unter Leitung von Václav Zykmund konzipiert. / 6 Kundera 1958, S.205. Vgl. zum Charakter des Zyklus als künstlerischer Ausdrucksform S.29, Anm.5. / 7 Molderings 2008. / 8 Reichmann 1958 (wie Anm. 4). / 9 Während eines Aufenthalts in Jugoslawien entdeckte Reichmann 1968 die Makrofotografie für sich. In stark vergrößerten Aufnahmen von beschädigten Agavenblättern suchte er wie zuvor in den Fotografien der objets trouvé nach formalen Entsprechungen zu menschlichen Körpern. Die Ergebnisse weisen zum Teil frappierende Ähnlichkeit mit Bildern von Brassaï oder Salvador Dalí auf, dem er auch eine der Fotografien gewidmet hat (vgl. Abb.9, 10). / 10 Vgl. zum Surrealismus im Werk von Emila Medková ausführlich den Beitrag von Lenka Bydžovská in diesem Band. / 11 In der englischen Übersetzung heißt es: »post-war feelings of the absurdity of existence and growing social pressure behind the iron curtain, the anti-romantic magic of the everyday urban environment and suburbia, contrasts of shapes and their abolition of shapelesness«; Dufek 1994 (o.S.). / 12 Vgl. Ausst.-Kat. Brünn 1995. 11 / Brno, 1964, S.90 (Fotografien: Vilém Reichmann)

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