Leseprobe

5 Dresdner Bruders aus Anlass des 25-jährigen Bestehens der hannoverischen Galerie war ein voller Erfolg. Für Johannes Kühl bedeutete es die glückliche Erfüllung eines Lebenstraums und zugleich ein trauriges Abschiednehmen von seinen Bildern. Zwei Jahre später verstarb mein Vater unerwartet. 1997 organisierte Ulrike Haßler-Schobbert eine Gedächtnisausstellung im Dresdner Leonhardi-­ Museum mit Leihgaben der Hannoveraner Kühls. Das Vorwort im begleitenden Katalog verfasste der Kunsthistoriker Dr. Diether Schmidt. Das Leben von Johannes Kühl war ein Leben für die Kunst – mit der Entscheidung für eine Ausbildung zum Maler und später im Engagement für andere Künstler. Nach einer kurzen Zeit an der privaten Dresdner Kunstschule Richter begann 1938 das Studium für den 16-Jährigen, dem Jüngsten an der Akademie der Bildenden Künste Dresden, welches er als Meisterschüler bei dem Spätimpressionisten Rudolph Schramm-Zittau abschloss. 22-jährig als Soldat eingezogen, dann in amerikanischer und französischer Kriegsgefangenschaft interniert, folgte im April 1946 die Rückkehr nach Dresden. Glücklicherweise lebten die Eltern noch. Die Familie stand vor einem zerbombtenWohnhaus in der Zittauer Straße 15 und demSchuttberg des väterlichen Geschäfts im Stadtzentrum, in der Kleinen Brüdergasse 21, in Nähe der gotischen Sophienkirche. Von den Geschwistern war Maria schwer kriegstraumatisiert, Christoph wurde in Hannover ansässig. Unter großen Mühen und mit viel Unterstützung begann Heinrich Kühl mit dem Wiederaufbau seiner Kunsthandlung an einer neuen Adresse. Von großer Sensibilität und einemungebrochenen Idealismus Johannes Kühls zeugt die künstlerische Dokumentation der in Trümmern liegenden Heimatstadt. Bereits 1946 erfolgten erste Ankäufe durch die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden undweitereMuseen, vor allemaber über den Verband Bildender Künstler, der beim Kulturfonds DDR-Künstlerförderungen beantragte. Als sich sein Stil ab 1947 von realistischen Sujets, dem Malerischen, Klassischen, Expressiven, Abstrakten bis hin zum Informel wandelte und er sich dem freien Fluss seiner Empfindungswelt hingab, wurden diese Arbeiten vor dem Hintergrund der Formalismus-Debatte heftig kritisiert. In der »Sächsischen Zeitung« war von einem »Maler der Gosse« zu lesen und 1957 formulierte Artur Dänhardt: Seine Kunst habe »weder hier noch anderswo in unserer Republik eine Berechtigung«, da ihr »Nihilismus« nicht Auffassung der SED sei. Heinrich Kühl war ihm in dieser schwierigen Phase eine große Stütze, er begleitete ihn als Künstler, stellte dieWerke aus, vermittelte sie und machte sie einem großen Publikum bekannt. Außerdem gehörte Johannes Kühl 1953 zu den Gründungsmitgliedern der Genossenschaft 1, 2 Johannes und Anneliese Kühl mit ihren Töchtern am Ostseestrand, 1965

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