Leseprobe

135 Abb. 7 Frau mit Korb. Theatrum-­ mundi-Figur aus dem Theater Büttner, Sachsen, um1890. SKD, Puppentheatersammlung, Inv.-Nr. A 3546 Pyrotechnik ergänzt wurden. Sicherlich wurde auch während der Aktion auf der Bühne Musik gespielt. In jedem Fall gab es ein großes Repertoire an Geräuschen. In fast allen Szenen überquerten Boote, Schiffe oder Schlitten die Bühne. Die Figuren selbst hatten noch keine beweglichen Elemente. »Die Festungs- und anderer Plätze Figuren sollen von gepaptem Papiere gemacht und aufgerichtet seyn. Die Schiffe werden vermuthlich in einem subtilen Faden oder Haare gezogen oder geführt, daher sie auch nur ein gleich Mouvement machen: Wie auch die Schwäne.«8 Im Gegensatz zu den vermuteten »subtilen« Fäden ist davon auszugehen, dass sich die Figuren und Fahrzeuge bereits bei Brede auf Laufbändern in Schienen fortbewegten. Das Besondere an Bredes Erfindung war, dass er für alle Szenenbilder den gleichen Unterbau, Hintergrund und Bühnentechnik verwendete. Es mussten also jeweils nur die Kulissen und die Figuren ausgetauscht werden. Diese waren aus Pappe und daher preiswert herzustellen und leicht zu transportieren. So konnte er ein großes Repertoire aufbauen und sich vor allem auf die Lichteffekte konzentrieren. Von Breslau reiste Brede nach Leipzig zur Michaelismesse, zur Ostermesse 1723 nach Frankfurt amMain und weiter nach Köln und Hamburg, wo er mit seiner »Weld-Machine« im Oktober des Jahres letztmalig nachweisbar ist.9 Die Witwe Anna Maria Brede gastierte 1732 in Berlin (auf dem Rathaus) und Dresden (im Breyhahn-Haus), schließlich 1733 in Wien. Hier wird das Unternehmen erstmals als Theatrum mundi bezeichnet. Dann verlieren sich seine Spuren.10 Insbesondere die Gastspiele in Leipzig waren nicht ohne Einfluss auf andere Künstler geblieben. Eine erste Nachbildung schuf Johann Gottfried Platzer in Leipzig und führte diese im März 1723 dem Kurfürsten August dem Starken vor. »Allein, ohngeachtet derselbe so rar damit gewesen, so hat sich demnach in Leipzig ein berühmter Mechanicus und Mathematicus Herr Johann Gottfried Placer gefunden, welcher durch penetrantes Nachsinnen und Nachgrübeln die Arcana directionis und investionis dieser Machine glücklich gefunden, und durch Gottes Gnade eine dergleichen Machine völlig verfertiget, die jene in verschiedenen Stücken annoch übertrifft [...]«11 Gelobt wurden vor allem die bessere Beleuchtung sowie die differenzierteren Geräusche im Vergleich zu Brede. Zur gleichen Zeit präsentierte auch der »Universitäts-Laquirer in Halle« Johann Georg Tietz seinen Schauplatz der Welt, der verschiedene Verbesserungen enthalten haben soll. Er wollte diese zu einem »billigen Preis« verkaufen.12 Weder von Platzer noch Tietz hörte man in diesem Zusammenhang wieder etwas. Das eine war die Konstruktion eines solchen Theaters, das andere die Organisation der Aufführungen und das Finden eines zahlungskräftigen Publikums. Daher ist das Unternehmen von Johann Ferdinand Beck umso bemerkenswerter. Der ehemalige Marionettenspieler und jetzige Schauspielprinzipal kreuzte nachweislich 1721 und 1722 die Wege von Brede in Leipzig. Er ließ sich dann von einem »Meister« (Brede selbst?) eine Weltmaschine

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