Jahrhundertzeugin

Die Malerin Irena Rüther-Rabinowicz

 
Herausgeber: Städtische Galerie Dresden – Kunstsammlung; Johannes Schmidt
232 Seiten, 199 Abb., farbig und sw
in deutscher und englischer Sprache
26 x 21 cm, Festeinband
Erscheinungsdatum 13.4.2024
ISBN 978-3-95498-799-3
34,00
Erst nach dem Ende des Ersten Weltkriegs öffnete sich die Dresdner Kunst­akademie auch für weibliche Studierende. Die damals 19-jährige Irena Rabinowicz gehörte zu den drei ersten Frauen, die sich 1919 zum Studium einschrieben. Ihre Kommilitonen waren zumeist aus den Schützen­gräben des Weltkriegs zurück­gekehrt und knüpften nun mit abgeklärter Weltsicht an ihre Vorkriegs­studien an. In diesem Umfeld behauptete sich die junge Künstlerin. Sie experimen­tierte mit expressio­nistischen und neusachlichen Ausdrucks­formen, vertiefte ihr Interesse für die Bildnis­malerei, kopierte Altmeister­gemälde und machte sich mit ihren einfühlsamen Porträts schon bald einen Namen im Dresdner Kunstbetrieb.
Mit der Macht­über­nahme der National­sozialisten 1933 fand diese vielver­sprechende Entwicklung ein jähes Ende. Als Jüdin waren ihre künstle­rischen Wirkungs­möglich­keiten radikal eingeschränkt. Der Status ihrer sogenannten »Mischehe« mit einem Nichtjuden gewährte ihr zwar eine gewisse Sicherheit, schützte sie jedoch nicht vor dem Einsatz zur Zwangs­arbeit. Ein Versuch der Emigration in die USA scheiterte 1939 am Kriegsbeginn. Der Deportation entkam die Künstlerin 1945 nur durch die Bombardierung Dresdens am 13. Februar.
In der Nachkriegs­zeit fand sie schnell Anschluss an die sich neu formierenden Künstler­kreise. Ihre bis Anfang der 1970er Jahre geschaffenen Porträts von Kunst-, Musik- und Literatur­schaffenden, Forschenden sowie Politikern bilden einen interes­santen Querschnitt durch die Dresdner Gesellschaft.