Leseprobe

63 zuzeichnen, schwer, die Gruppe zu deuten. Asche sah nun in der Figur des Paris das Alter Ego von August dem Starken, während Monika Schlechte vorschlug, in ihr vielmehr den Kurprinzen Friedrich August II. zu sehen, was wesentlich überzeugender ist.18 Paris, beziehungsweise der Kurprinz, überreicht auch keinen Apfel, sondern einen viel höheren Preis: eine Krone. Diese scheint er in weitem Bogen in den Hof zu senden, wo sich seine Braut, Maria Josepha, als intendierte Empfängerin vermuten lässt.19 Eine solche Interpretation gewinnt an Glaubwürdigkeit angesichts der Tatsache, dass sich Paris genau jener Richtung zuwendet, aus welcher der Hochzeitsfestzug am 15. September 1719 um Punkt 18 Uhr von Osten her, durch den »Entrée principale«,20 Einzug in den Zwinger hielt.21 Position und Aussage des Paris-Urteils bezeugen jedenfalls die außerordentliche Bedeutung dieser Gruppe, die folglich nur einem besonderen Künstler übertragen worden sein konnte. Dafür kam außer Permoser selbst wohl am ehesten Paul Heermann infrage. Die weiteren von Asche Heermann zugeschriebenen Skulpturen sollen hier zumindest genannt werden: die nördliche Einzelherme am Wallpavillon (Abb. 40), links daneben die Doppelherme (Abb. 41), links vor dem hofseitigen Kronentor der Schalmeibläser (Abb. 42, 43) und auf der Nordwestecke des Mathematisch-Physikalischen Salons der Apollo (Abb. 44–46).22 Die kleine Figur eines Gelehrten mit phrygischer Mütze und »antikischem Gewande« (Abb. 47), die westlich von selbigem Pavillon auf halber Höhe der Außentreppe zum Erdgeschoss Richtung Wallgraben steht, gab Asche auch Heermann, obwohl er wusste, dass sie erst 1926 in den Zwinger gekommen war.23 Diese Skulpturen bilden nur eine relativ kleine Gruppe innerhalb des Zwingerensembles, doch räumte Asche ein, dass Heermanns Anteil damit sicher nicht erschöpft sei, und vermutete auch unter den Konsolfiguren der westlichen Bogengalerien Werke des Meisters.24 Dass Asche Heermann nur wenige Figuren zuwies, begründete er mit der überzeugt Abb. 42 Paul Heermann, zugeschrieben, Schalmeibläser, 1716–1718 (Foto von 1927; damals stand die Skulptur in der Emser Allee 24, Dresden) Abb. 43 Kopie, wohl nach Paul Heermann, Schalmeibläser verändert zu Flötenspieler, 1927, Zwinger, Kronentor, Dresden (Foto von 1927)

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