Leseprobe

— 116 — Die Landschaften Augusts weisen mehrheitlich eine nordalpine Prägung auf. Nur selten deuten Palmen, Pyramiden oder auch Tempel auf Gegenden hin, die besonders durch antike Kulturen geprägt waren. Auffällig sind die vielen Flussläufe und Gewässer, die häufig den vorderen Bildrand begrenzen, sodass das eigentliche Land inselartig das Bild dominiert. Möglicherweise handelt es sich bei den Zeichnungen um genau jene, von denen Friedrich Jacobs in seinem Nachruf 1822 »als sinnvoll angelegte[n] Landschaften – meist Inseln« berichtet und die entstanden, während August seine Romane diktierte. Die Bilder visualisieren in der Tat eine Idylle, die man sich gut als Hintergrundfolie für seine Romane vorstellen kann. Auch finden sich in ihnen die »religiöse[n] Gefühle« wieder, die August in seinen »romantischen Arbeiten« ausschließlich dem »katholischen Cultus« entnahm, wie Jacobs weiter ausführte. Vielfach hat August Kreuze als Wegmarkierungen oder Bekrönungen von kirchenartigen Gebäuden in seine Zeichnungen integriert; auch eine Marienplastik sowie Nonnen und Mönche zieren seine Landschaften. Mit Bleistift brachte der Herzog seine Traumlandschaften oder auch Trauminseln zu Papier. Es sind flüchtige Skizzen, die mehr Kontur denn Binnenschraffuren beinhalten und, so scheint es, vor allem die Idee einer Landschaft vermitteln. Die Reinzeichnung und Ausarbeitung überließ er, wie Caroline Amalie uns wissen lässt, dem Dresdner Maler Joseph Grassi, der zwischen 1804 und 1817 wiederholt am Gothaer Hof weilte. Grassis Überarbeitungen mit Bleistift- und Kreidekorrekturen, braunen Lavierungen und Weißhöhungen erweisen sich dabei als beiläufig und dennoch gekonnt. Durch sie erhalten die Zeichnungen ihre Tiefe und die Landschaften insgesamt ihre idyllische Stimmung. Von den einst 68 Zeichnungen lassen sich im Kupferstichkabinett der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha heute 54 Zeichnungen ausmachen, die diesem Bestand sicher zuzuordnen sind, und 13 Zeichnungen, die dem Konvolut mit großer Wahrscheinlichkeit angehören. Letztere unterscheiden sich von den ersten lediglich durch den fehlenden blauen Untergrund, auf den die Blätter geklebt wurden. Der Duktus mit zügigen Bleistiftvorzeichnungen und einer Ausführung mit malerischen und grafischen Techniken ist aber identisch, sodass die Zusammengehörigkeit keinem Zweifel unterliegt. Die unterschiedliche Montierung spricht allenfalls für verschiedene Entstehungsphasen. UE Quellen und Literatur SSFG, Inventar 18, Alphabetischer Katalog der Kupferstichsammlung, Bd. 4 (1858), fol. 228r; ebd., Inv.- Nr. C1,190. Jacobs 1822. 15

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