Leseprobe

— 27 — Mit Elfenbein, Perlmutt, Schildpatt oder Federn verzierte Fächer und Sonnenschirme, purpurrote Paradiesvögel, Armbänder, Ringe mit geschnittenen Steinen, Ambra, Moschus, Zedernholz, Flacons mit ›Eau de Lavande‹, aufwendig gestaltete Tabatieren sowie tibetanische und chinesische Tusche sind nur einige der Luxuswaren, die der prachtliebende Herzog August von Sachsen-Gotha-Altenburg regelmäßig im Handel bestellte. In schier ungezügeltem Ausmaß kaufte er derlei schöne, teils seltene Gebrauchs- und Kunstgüter an, um sie in seinen »Kunst- und Seltenheit-Sammlungen«1 aufzustellen, zu benutzen und mit allen Sinnen zu genießen. Auf diese Weise vermehrte er die herzoglichen Sammlungen zur europäischen Kunst. Es bildeten sich unter seiner Regierung aber auch asiatische, orientalische und naturkundliche Spezialsammlungen heraus. Der Sammeleifer, den der Herzog vor allem bei Objekten fremder Kulturen an den Tag legte, hatte einen hohen Preis: Bei seinem Tod 1822 hinterließ er Privatschulden von 528997 Reichstalern und 18 Groschen (Abb. 1).2 Diese enorme Schuldenlast veranlasste seine einzige Tochter, Prinzessin Luise, der er sein gesamtes Vermögen (Allodialnachlass) vermacht hatte, das Erbe auszuschlagen.3 In dem Willen, die Sammlungen zu erhalten, handelte Minister Bernhard August von Lindenau unter seinem Nachfolger und jüngeren Bruder Friedrich IV. Vergleichszahlungen mit den Gläubigern aus.4 Diese wurden infolge des frühen Todes Friedrichs IV. 1825 lediglich partiell realisiert. Insbesondere die noch immer im früheren Appartement Herzog Augusts im Westflügel des Schlosses Friedenstein aufbewahrten zahlreichen Mobilien und Preziosen – wie Möbel, Uhren, antikes Geschirr, Ketten, Orden, Armbänder, Ringe, Bonbonieren und Dosen – wurden daraufhin 1831 weitgehend versteigert, um die Schulden zu begleichen.5 Abb. 1 Unbekannter Autor, Uebersicht sämmtlicher Fo[r]derungen an den Privat-Nachlass des Hoechstsee. Herzogs August [...], [um 1824]. Landesarchiv Thüringen – Staatsarchiv Gotha

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