Leseprobe

75 PLANSTÄDTE DES BAROCK – DIE »NACHFOLGER« Schon für Alberti galten Konzepte von Staat, Stadt und Gesellschaft als Aufgabe des Architekten schlechthin, da die Anlage der Stadt die Gesellschaft widerspiegelte. Regierungsform und städtisches Aussehen korrelierten eng, sodass in der Folge im Barock die absolutistisch geprägte Herrschaftsform auch ihre bauliche Repräsentation erhielt. Die neu entstehenden oder stark barockisierten Städte, vor allem Residenzstädte, wiesen nun offenere Konzeptionen auf – mit teils weit in die umgebende, ebenfalls nach rationalen Prinzipien organisierte Landschaft einschneidenden Alleen. Ausgehend von den Städten waren die urbanistischen und landschaftsgestalterischen Ambitionen im Staat darauf ausgerichtet, Systeme zu erschaffen, die nicht nur die Vorrangstellung der Residenzstadt sichtbar werden ließen, sondern den Herrschaftsanspruch auf das gesamte Territorium veranschaulichten – wie eben die Alleen. Versailles wurde das neue Vorbild, wo erstmalig das Schloss als Mittelpunkt und inhaltlicher Höhepunkt zwischen Stadt auf der einen und Garten als Bereich der planmäßig gestalteten Natur und des Übergangs zur Landschaft auf der anderen Seite stand.22 Die barocken Ausbauten hatten nun die Anlage neuer, den Ausbau alter bzw. den Umbau der Renaissance-Planstädte zur Folge. Rastatt etwa wurde 1699 zur neuen Residenz von Baden-Baden, während die Gründung von Karlsruhe 1715 sicherlich einen Höhepunkt der Planstadtentwürfe darstellte. Carl III. Philipp von der Pfalz (1661–1742) verlegte 1720 seine Residenz von Heidelberg nach Mannheim, wobei diese alte Planstadt nun überformt wurde. ABB.5 Der älteste Entwurf der Erlanger Neustadt, Johann Moritz Richter zugeschrieben, rot lavierte Federzeichnung, 1686, Staatsarchiv Bamberg, A 240 T 13095 III.

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