Leseprobe

43 gefaltet und schließlich an tektonischen Störungen in Blöcke zerbrochen. Altenburg ruht somit auf einem abgesunkenen und eingeebneten Gebirge aus der Zeit der variszischen Gebirgsbildung (485–323 Mio. Jahre). Die oberkarbonischen Ablagerungen fehlen hinge­ gen im Untergrund von Altenburg. Die in diesem Erdzeitalter entstandenen Gesteinsschichten sind abgetragen und umgelagert worden. Die Schichten aus dem Erdzeitalter des Rotliegend (299–260 Mio. Jahre) lagern somit auf dem tiefgründig verwitterten Grundgebirge. Altenburg war im Rotliegenden ein vulkanisch geprägtes Festland. Durch Tiefbohrungen sind drei Deckenergüsse des Porphyrs bekannt. Dazwischen lagern geringmächtige Tuffsteine (vul­ kanische Aschelagen). Die Gesamtmächtigkeit der Gesteinsabfolge kann mit bis zu 300Metern angege­ ben werden. 3 Es wird davon ausgegangen, dass die Westgrenze der sächsischen Porphyrdecken unter dem Stadtgebiet von Altenburg verläuft, in einem weiten, nach Westen offenen Bogen von der Zeitzer Straße bis zur Hellwiese. An vielen Stellen im Alten­ burger Stadtbild kann der Porphyr an Felsen ent­ deckt werden, z.B. am Schlossberg, in den auflässi­ gen Steinbrüchen der Frauengasse und der Neuen Sorge, im Steinbruch unmittelbar östlich am Park­ platz Kunstturm, im Garten des Marienbads und am Stadtwald. Porphyr, gebrochen und bearbeitet in Altenburg, hatte in der Geschichte als Werk- und Baustein lokal und regional große Bedeutung. So lässt sich Altenburger Porphyr an vielen historischen Gebäuden und Mauern der Stadt, sogar als Pflaster­ stein auf Wegen und Straßen entdecken. Verwitterte Porphyre und der darin enthaltene Kaolin wurden jahrelang bei Rasephas und am Weißen Berg abge­ baut und waren Grundlage einer keramischen Industrie. 4 Über dem Porphyr sind lokal Sandsteine des Ober­ rotliegend zu finden, z.B. in der Zeitzer Straße, Zie­ gelstraße und am Weißen Berg. Sie weisen nur eine geringe Mächtigkeit von bis zu zehn Metern auf. Auf die Sandsteine des Rotliegend folgen die Ab­ lagerungen des Zechsteins (260–252 Mio. Jahre). Die südliche Küste des deutschen Zechsteinmeers zog sich in einer südwestlich streichenden Linie von Dresden nach Heidelberg. Das Küstengebiet wies nur noch deine flache Wasserbedeckung auf. Altenburg war erst ein küstennahes festländisches Gebiet und dann von einem Meer bedeckt. 5 Ton- und Schluff­ steine wurden abgelagert und sind aus Bohrungen bekannt. Als markanteste Ablagerung des Zechsteins zählt der Plattendolomit. Dieser stadtnahe Rohstoff war zur Baukalkherstellung sehr wichtig. Mit dem einheimischen Porphyr und dem gebrannten Kalk konnte die Stadt Altenburg erbaut werden. Im Umfeld von Altenburg wurden Kalksteinbrüche angelegt und betrieben, z.B. bei Altendorf, Kosma, Lehndorf, Zehma und Goldschau. Von diesem so wichtigen Rohstoffabbau ist fast nichts mehr im Gelände zu entdecken. 6 Der auf den Zechstein folgende Buntsandstein (252–246 Mio. Jahre), der östliche Ausläufer des großen deutschen Buntsandsteingebiets, konnte nur im Untergrund von Altenburg in der Schmöllnschen Landstraße und in der Langengasse nachgewiesen werden. 7 Auf den Buntsandstein folgen im Untergrund die tertiären Kiese, Sande, Tone und Braunkohlen (66– 2,6 Mio. Jahre). Braunkohle wurde im Stadtgebiet von Altenburg abgebaut, in Notzeiten noch bis 1948. Zur Zeit der Industrialisierung konnte Altenburg sei­ nen Energiebedarf mit eigener Braunkohle ergänzen. Tertiäre Kiessande wurden im nahen Umfeld von Altenburg abgebaut und waren ein wichtiger Roh­ stoff der Bauindustrie. 8 Über allen erdzeitlichen Schichten liegen die Abla­ gerungen des Pleistozäns und des Holozäns. Die in den älteren geologischen Perioden entstandenen Oberflächenformen, die bis zum Tertiär zu einer Rumpffläche (Fastebene) abgetragen wurden, sind im Pleistozän (2,6 Mio. bis 12000 Jahre) durch die Kräfte der Eiszeit wieder schärfer und klarer zum jetzigen Oberflächenbild herausgearbeitet worden. 9 Das nordische Inlandeis hat Altenburg zur elster- und saalezeitlichen Vereisung überfahren und beim Rück­ zug und Abtauen verschiedene Ablagerungen hinter­ lassen: Geschiebemergel, Flussschotter und Bänder­ ton sind vielerorts zu finden. Der pleistozäne Löss bedeckt weite Flächen des Altenburger Landes in z.T. großer Mächtigkeit, bedeckt die darunter vorkom­ menden geologischen Formationen und wird von den Geologen als »Leichentuch der Erdgeschichte«

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