Leseprobe

25 zes verpflichtet. In Kombination mit dem Erbrecht, nach dem der jüngste Sohn, der Kürerbe, den Hof »ungefähr zum halben Kaufwert« 27 erhielt, entstand so eine einzigartige bäuerliche Kulturlandschaft mit großen ortsbildprägenden Vierseithöfen. Sie bestan­ den aus dem teilweise villenartigen Wohnhaus, Stal­ lungen und Scheune (Abb.4). Aus den einfachen acker- und gartenbaulichen Anfängen mit Getreide-, Gemüse- und unkultiviertem Obstanbau entwickelte sich über die Jahrhunderte eine hochproduktive, wissenschaftlich fundierte Gar­ tenbaukultur. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden in der Statistik des Herzogtums »Gemüseanbau, Färber­ pflanzen, Gewürzpflanzen, Arzneikräuter genannt. Der Bestand an Apfel-, Birn-, Zwetschen- und Pflaumen­ bäumen wurde mit rund 760000 Obstbäumen ange­ geben.« 28 Neue Absatzmärkte konnten durch die Eisenbahnanbindungen ab 1842 erschlossen werden. Obst und Gemüse gelangten nun schneller ins Erzge­ birge, nach Leipzig und Berlin. »Die Landwirtschaft« war zu dieser Zeit der »Träger der Wirtschaft und des Wohlstandes des Altenburger Landes«. 29 Das änderte sich mit dem 1867 eingeführten Gesetz über die Freizügigkeit. Es machte den Weg frei für die Industrialisierung, denn mit ihm fielen die rechtlichen Bindungen der Landbevölkerung an Scholle und Beruf weg. Abb. 4 Anton Hahn & Sohn: Bauernhof Gräfe in Zscher­ nitzsch bei Schmölln, 1912

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