Leseprobe

46 Regina und Andreas Ströbl, Dana Vick auch als »Nägelein« bekannt, stehen symbolisch für die Kreu­ zesnägel Christi; es sollte für den Grabbrauch aber auch eine gefahrabwehrende Wirkung erwogen werden. 15 Die fünf gemauerten Grabkammern haben vermutlich fünf Einzelbestattungen gedient. Die restlichen Individuen wurden in Holzsärgen, eine Person in einem Zinnsarg beigesetzt. Die Särge wurden in der Gruft gestapelt. Insgesamt sind 22 Holz­ särge nachweisbar, davon 14 von Kindern, dazu gibt es Teile eines weiteren Erwachsenen-Holzsarges, der möglicherweise zu einem der Kammergräber gehört, und einen Metallsarg. An­ hand der menschlichen Überreste können mindestens 15 Kin­ derbestattungen belegt werden, von denen sich lediglich drei noch in einem Sarg befanden. Es handelte sich um Kinder der Altersgruppe Infans I (0–6 Jahre), darunter eine Frühgeburt, zehn Säuglinge und vier Kleinkinder. Die Überreste der erwach­ senen Individuen stammen von mindestens elf Personen. Da­ von befanden sich noch sieben im Sargzusammenhang. Von diesen konnten drei samt ihrer originalen Ausstattung bewahrt und komplett in einen modernen Sarg umgebettet werden. Die übrigen vier Bestattungen waren wie die Kinderbestattungen aus ihren Särgen gerissen und in der Gruft an anderer Stelle abgelegt worden, davon zwei samt ihrer originalen Grabklei­ dung. Dieser Umstand lässt auf eine ehemals vollständige Mu­ mifizierung der Leichname schließen. Zudem wurden an den meisten Knochen noch lose aufliegende Hautreste festgestellt. So berichtet auch Pastor Dietterle von »mumienartig zusam­ mengeschrumpften« und »ausgezeichnet erhaltenen« Leichen, bei denen noch »deutlich die Gesichtsformen« erkannt werden konnten. 16 Anhand anthropologischer und kostümkundlicher Merkmale ist festzustellen, dass es sich um die sterblichen Über­ reste von vier Frauen und sieben Männer handelt. Vier männ­ liche Personen sind in der adulten Lebensphase (20–40 Jahre), drei Frauen und ein Mann in der maturen Lebensphase (40– 60 Jahre) verstorben. Zwei Männer sind vermutlich älter als 60 Jahre geworden. Bei einer weiblichen Bestattung konnte das Sterbealter nicht näher eingegrenzt werden. Durch die Reinigung der Sargbretter konnten die bislang nur schwer lesbaren Inschriften erstmals korrekt aufgenommen Abb. 4 Vergoldete Zierelemente. Abb. 5 Plastisches Kruzifix auf einer zerbrochenen Deckelplatte. Abb. 3 Aufgemalter Engelskopf auf dem Sarg von Agnesa Catha­ rina von Bünau.

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