Leseprobe

28 Christine Kelm sancemalerei noch vorhanden, weil darunter keine älteren Spuren sichtbar waren. Die erste Tafel, die bearbeitet wurde, war der rechte Flügel mit der Darstellung von Himmelfahrt und Auferstehung. 18 Im Streiflicht bildeten sich unter der Malerei gravierte Nimbusse ab, sodass Dr. Bruck 19 schon 1918 bei seiner näheren Untersu­ chung fand, »dass die beiden Bilder auf der Vorderseite auf alte Malerei des 15. Jahrhunderts gemalt sein müssen. Auf seine Anordnung hat Maler Knaur einen kleinen Teil der Überma­ lung abgelöst und zu Tage kam eine hervorragende Malerei auf Goldgrund.« Er bat die Kommission, weitere Versuche unter­ nehmen zu dürfen. Dieser Bitte wurde mit dem Hinweis, dafür einen leicht zu ergänzenden Bereich wie z. B. die Landschaft zu wählen, ent­ sprochen. 1919 hat Emil Knaur die Übermalung auf dem rech­ ten Flügel mehr oder weniger komplett abgenommen (Abb. 6, 7) . Mit der Freilegung des linken Flügels wurde Gustav Löhr beauftragt. Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Arbeiten an diesem Flügel nicht als abgeschlossen betrachtet wurden, und auch keinen Hinweis darauf, dass Dr. Bruck den extrem frag­ mentarischen Zustand überhaupt zur Kenntnis genommen hat. Vielmehr ordnete er an, den Rechnungsbetrag für die Arbeiten an diesem Flügel zu kürzen, da die Arbeit nur in der Ablösung der Übermalung bestanden habe und keine künstlerischer Be­ tätigung angefallen sei. 20 Tatsächlich ist die Übermalung aber nicht vollständig abgenommen worden. Auf beiden Feldern sind größere zusammenhängende Flächen der Renaissancema­ lerei verblieben. Abb. 5 Chemnitz, Johanniskirche, Aufstellung der Kreuzigungs­ gruppe von Peter Breuer in der Brauthalle (Zustand nach 1913). Abb. 6 Chemnitz, Johanniskirche, Flügelretabel: rechter Klapp­ flügel, unteres Bildfeld mit der Übermalung aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts »Auferstehung Christi« (Zustand 1919). Abb. 7 Chemnitz, Johanniskirche, Flügelretabel: rechter Klapp­ flügel: unteres Bildfeld, gleiches Detail wie Abb. 6, während der Frei­ legung der ursprünglichen Malerei von Hans Hesse (Zustand 1919).

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