Leseprobe

Für viele ist Bautzen noch immer gleichbedeutend mit politisch motivierter Haft, staatlicher Willkür und Gewaltherrschaft in den Jahren der Sowjeti­ schen Besatzungszone und der DDR. An dieses dunkle Kapitel der jüngeren deutschen Geschichte erinnert die Gedenkstätte in der ehemaligen Haft­ anstalt Bautzen II im Hof des Justizgebäudes. Die Gründung der Gedenkstätte ist der Initiative ehe­ maliger Gefangener zu verdanken, die sich 1990 im Bautzen Komitee e.V. zusammenschlossen. Seit 1993 gehört sie zum Verbund der Stiftung Sächsi­ sche Gedenkstätten. Am historischen Ort der Haftanstalt dokumen­ tiert die Gedenkstätte die Geschichte beider Baut­ zener Gefängnisse vom frühen 20. Jahrhundert bis zum Ende der DDR. Das Zellengebäude und die angrenzenden Verwaltungs- undWachräume sind noch weitgehend im Originalzustand erhalten. Die Schwerpunkte der Dauerausstellung liegen im Gedenken an die Haftopfer in der Zeit des National­ sozialismus, des Speziallagers des sowjetischen Geheimdienstes NKWD in den Jahren 1945 bis 1956 sowie der Sonderhaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit in den Jahren 1956 bis 1989. Neben dem Stasi-Gefängnis in Berlin-Hohen­ schönhausen war Bautzen II der Ort, an dem Re­ gimekritiker, Bürger der Bundesrepublik Deutsch­ land, Spione, sogenannte Republikflüchtlinge oder prominente Kriminelle inhaftiert wurden. Zum Teil lebten sie über Jahre hinweg in völliger Isolation. In der DDR unterlagen dieses Gefängnis und seine Haftbedingungen einer strengen Geheimhaltung. Dennoch gelang es einem Journalisten des bun­ desdeutschen Nachrichtenmagazins »Stern« im Jahr 1977, heimlich Außenansichten von derAnlage Gedenkstätte Bautzen E R I N N E R U N G A N D I E O P F E R D E R B A U T Z E N E R H A F T A N S T A L T E N Ehemalige Arrestzelle mit ursprünglicher Ausstattung

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