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134  Zwischen Krieg und Pest fast höflich verfasst, und er sich gegenüber den Zwickauern »ehrbar halten will […]«, werde er doch eine zu lange Wartezeit oder gar Gegenmaßnahmen »auf alle Weise zurechnen und die Vorstädte und was […] sonsten antreffe, in Brand zu setzen nicht unterlassen«. 24 Der Rat versuchte vergeblich, einen Boten zum Kurfürst zu schicken, um Hilfe oder wenigstens Verhaltensmaßregeln zu erbitten. Das Schreiben liegt noch im Stadtarchiv Zwickau. 25 Johann Georg no- tierte am 18. August in Dresden noch in Unkenntnis der gerade erfolgten Übergabe der Stadt: »wann die bloquirung continuiren und der succurs aussen bleiben würde, daß sie sich nicht länger halten könten, daher wir der Ubergebung halben in grossen sorgen begriffen, […]«. 26 Am 12. Januar 1633 schrieb Johann Georg recht kleinmütig an den Zwickauer Rat und erhob dabei auch keinerlei Vorwürfe: »Müssen aber / was geschehen / dahin stellen, weil wir befinden / daß man der Gewalt weichen müssen.« 27 Zwickau konnte Holk schließlich nicht länger hinhalten und be­ saß militärisch gesehen keine Chance. So ergab sich die Stadt am 17. August und öffnete ihre Tore. Holk bemühte sich gerade wegen seiner unerbittlichen Haltung um eine Erklärung für sein Handeln. Die Ursache für das harte Durchgreifen, das Wallenstein von ihm einforderte, sah Holk im sächsischen Feldzug gegen Schlesien: »[…] was gestalt Ihre Churfürstl. Durchl. in Sachsen usw. unlangst mit dero armada in Schlesien gefallen, mit Niederhauen, Brandt und andern harten Proceduren wieder die armen Untertanen seer ubel verfahren und durch dergleichen procedere, worzu Ihro doch die- serseits gar keine Ursach gegeben, verursachet, das auch Ihr Churf. Durchl. Landen zu verfahren, mit einer ansehelichen armada mich in dero Lande geschicket«. 28 Gegenüber seinem Oberkommandieren- den beeilte sich Holk dagegen um wohlwollende Darstellung seiner Taten und Anzeige, wie er den Befehl Wallensteins umgesetzt habe. So schrieb er an ihn am 29. August 1632 aus Schneeberg, dass er »[…] mitt der statt Swicka accordertt, und ob woll sie in presentia aller Obristen mihr durck ihre deputerde presentierte 10 000 Dall und liessen sig bis über 20 000 verlauten, das sie willens zu geben, ich solte verbey marscheren, sol habe ich, wiewoll solches etlichen Obristen nichtt gahr ungenehm [sic], es nicht wollen accepteren, vermeinend, damit Ihre Kays. Mayest. Waffen eine torta zu thuen […]«. 29 Holks Geldgier (immerhin hatte der Rat zu Zwickau 20 000 Taler geboten, falls Holk die Stadt verschonen und abziehen würde) trat zurück hinter seinen unbedingten Gehorsam gegen Kaiser und obersten Armeekommandeur, dem er noch im Lager zu Zwickau seine weiteren Dienste anbot, indem er am 26. August schrieb: »Dem alles ungeachtt werde ich hoffen, E. f. g. wirtt mich nichtt lassen oder zu schande gerathen, […] Inmittels sols hir an mein euserste Fleiß nichtz mangellen.« 30 Wallenstein konnte sich ein weiteres Jahr auf Holk stützen. Im August 1633 standen seine Truppen wieder im Erzgebirge und verhielten sich nicht weniger grausam als im ver- gangenen Jahr. Auch Zwickau suchte er im gleichen Monat nochmals heim, doch war sein Aufenthalt diesmal nicht so lang und vor allem wenig erfolgreich. Doch musste Holk sich nicht militärisch geschla- gen geben, sondern der Pest weichen, die ihn selbst am 30. August in Troschenreuth bei Adorf hinwegraffte, wohin er sich – bereits erkrankt – zurückgezogen hatte. Schweden besaß in der ersten Hälfte des Dreißigjährigen Krieges die vielleicht modernste und schlagkräftigste Armee Europas (Abb. 7, 9). Eventuell war das ein Grund für den Kurfürsten von Sachsen, von der kaiserlichen auf die schwedische Seite zu wechseln. Doch als er 1635 erneut die Fronten wechselte, wurden die Schweden zu gefürchteten Feinden. Aber auch die Einquartierungen von kaiser- lichen oder sächsischen Einheiten belasteten Zwickau weiterhin. Im Oktober 1636 bereitete das sächsische Regiment des Obersten Carl Bose die Stadt vor, um gegen mögliche Belagerungen der Schweden gewappnet zu sein. Als die Situation sich beruhigte, zogen die letzten Soldaten im Januar 1637 ab und überließen den Stadtsol- daten den Wachschutz. Zur ersten Belagerung durch eine schwedi- sche Armee kam es tatsächlich erst im Februar 1639. 31 Am 24. des Monats musste sich Zwickau »auf Gnade und Ungnade« Feldmar- schall Baner geschlagen geben, da es sowohl an militärischer Be- satzung als auch an Munition oder gar Geschützen fehlte. Baners ausgehungerte Regimenter plünderten und requirierten zwar ziem- lich hemmungslos – an eine Bezahlung der Verpflegungsleistungen Abb. 7 | Gustav II. Adolf von Schweden

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