Katalog

5 Vorwort Wer die volle Schönheit und Monumentalität Dresdens auf sich wirken lassen will, dem sei der Weg über die Augustusbrü- cke empfohlen. Hier bietet sich ein einprägsames Bild, das seit dem 18. Jahrhundert untrennbar mit den Namen Augusts des Starken, Matthäus Daniel Pöppelmanns und Canalettos ver- bunden ist – und in dem sich Stadtgestalt, Fluss und Brücke wunderbar verbinden. Die heutige Augustusbrücke von Wilhelm Kreis (1907/10), die 2002 dem verheerenden Hochwasser noch gut standhielt, bedarf nun einer grundhaften Sanierung und so wird sie zuneh- mend mit Meldungen zu Schadensumfang, Baukosten, künfti- gen Nutzungsvorstellungen und -wünschen in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt. Wenn an einem Baudenkmal gebaut werden soll, ist es immer gut, vorab möglichst viel über dassel- be in Erfahrung zu bringen, um das Vorhandene gebührend würdigen und angemessen in die Planung einbeziehen zu können. Seit 1945 wurden beimWiederaufbau von Brücke und Stadt Erkenntnisse aus durchaus unterschiedlichen Blickwinkeln zusammengetragen, im Laufe der Jahre überprüft, diskutiert, verworfen und nach Möglichkeit erweitert. Die Augustusbrücke bildet mit den Resten des Vorgänger- baus das größte geschützte Baudenkmal Dresdens. Seine über 800-jährige Geschichte war sehr bewegt, wie unter anderem auf der 1950 am Neustädter Rampenkopf (stromab) angebrachten Steintafel zu lesen ist: In diesem Arbeitsheft 22 des Landesamtes für Denkmal- pflege unternehmen der Kunsthistoriker Heinrich Magirius, der Historiker und Bauforscher Norbert Oelsner und der Archäologe Reinhard Spehr den Versuch, den gegenwärtigen Forschungsstand zu Ursprung, Schicksal und Bedeutung der alten Elbbrücke bis zum Abbruch von 15 der ehemals 24 Bögen im Jahre 1907 darzustellen. Die damals von Cornelius Gurlitt initiierte Befunddokumentation diente dem Architekten Willy Nagel als Grundlage für seine Dissertation über die Bauge- schichte der alten Augustusbrücke (gedruckt 1924). Viele seiner Aussagen sind heute noch gültig, doch hat sich inzwischen durch weitere Baubefunde und eine teilweise Neubewertung zu den Anfängen der Stadt ein neuer Kenntnisstand ergeben, der hier vorgestellt wird. Zugleich bleibt manche Frage offen, hier und da stehen sich unterschiedliche Herangehens- und Sichtweisen gegenüber – und schließlich sind im Disput auch neue Fragen hinzugetreten. So soll unsere Publikation nicht nur als interessante Lektüre dienen und Sie weit mit in unsere Vergangenheit nehmen, sondern zur weiteren Beschäftigung mit der Geschichte der altehrwürdigen Elbbrücke anregen. Auf das umfangreiche und noch aufzuarbeitende Schriftgut in den Archiven wird hiermit verwiesen. Ganz in diesem Sinne wünsche ich unserem Arbeits- heft 22, das dem ältesten Wahrzeichen und größten Baudenk- mal Dresdens gewidmet ist, viele aufmerksame Leser.

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