Katalog

Einführung  31 e) Einstempeln von Firmenmarke und Plattennummer  f) Versäuberung eines Lampenschirms vor dem Brennen  g) Brennofen  h) Lagerschrank für   Wachsplatten  Die neue Massenrezeptur (Arkanum) setzte sich nach überlieferten Dokumenten wie folgt zusammen: »930 Pfund feingeschlämmte Senne- witzer Porzellanerde (= 65,90 %) 64 , 420 Pfund feingemahlener und ge­ schlämmter Feldspat (= 29,76 %) und vor allem 61,25 Pfund feingemah- lener und geschlämmter Speckstein (= 4,34 %)«. 65 Obwohl die Grund­ rezeptur auf Dauer nicht verborgen blieb, konnte kein Konkurrent die Qualität der KPM-Masse erreichen, denn das letztlich wirkliche Arka- num hat Frick offenbar nie preisgegeben. Bereits die Chinesen wussten um Seidenglanz und Transparenz, die im wesentlichen durch Beimischung von Speckstein (Talk, Steatit) erzielt wurden. Von Bourgoing wird berichtet, er habe »zur Erzielung einer schönen Transparenz« ein zusätzliches Platinbad (1 Gramm Platin auf 20 Liter Wasser) verwendet. 66 Wichtig war in jedem Fall die Herstellung einer »mageren Porzellanmasse« aus »edler Porzellanerde« mit einem möglichst hohen Kaolinanteil gegenüber einem geringen Bestand an unverzichtbarer Tonerde. Der Fachmann spricht hier von Biskuitporzel- lan, weil es ursprünglich einem sehr langsamen und vorsichtigen, zwei- maligen Brennprozess unterlag, ohne dass eine Verglasung stattfand. Der Begriff »biskuit« stammt aus dem Französischen und findet seinen Ursprung im lateinischen biscotum = zweimal gebacken. Der kreideweiße Scherben zeichnet sich durch eine matte bis seidig oder satt glänzende, auch leicht rauhe poröse Oberfläche aus. Die sorgsam gehütete neue Masserezeptur bildete das zentrale Geheimnis zur optimalen Herstellung von Lichtschirmplatten. Das Material erlaubte, auch weniger strukturierte Flächen fehlerfrei zu gestalten. Heute werden Lithophanien in nur einem Brand hergestellt, der durch einen Sinterprozess im Scherben eine Ver- glasung erzeugt. An Stelle des porösen, leicht rauhen Biskuits bevorzugten Manufaktu- ren des englischsprachigen Raums das kaum poröse und daher glattere, marmorähnliche, halbtransparente Weichporzellan Parian. Es eignete sich besonders gut zur Ausformung von Statuen und auch zum Einsatz imGießverfahren. Der englische Hersteller Copeland & Garrett arbei- tete nach folgender Rezeptur: Parianmischung: 24 Teile Fritte 36 Teile china-clay 40 Teile Feldspat Zusammensetzung der Fritte: 57 Teile weißer Sand 11 Teile Cornish stone (der chinesischen petuntse ähnelnd) 8 Teile Pottasche 67 Die Vielzahl britischer Manufakturen benutzte modifizierte Masserezepte. Das leicht grau- bis cremefarbene Parian bezog seine Färbung aus dem im Feldspat enthaltenen Eisensilikat, je höher dessen Anteil, umso inten- siver die Färbung. Frühe Manufakturgründungen bevorzugten die Nähe hochwertiger Porzellanerdevorkommen. Zur Beheizung der Brennöfen mit Holz waren Waldgebiete von existenzieller Bedeutung. Die Aufbereitung der Porzel- lanmassen und der Antrieb der Mahl- und Rührwerke erforderte laufen- des Wasser. So erklärt sich die Konzentrierung vieler Manufakturen bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts auf wenige entsprechende Gebiete. Mittlerweile sind Verkehrsnetz und Technik so weit entwickelt, dass die klassischen Voraussetzungen nicht mehr zwingend gelten. So vertreten einige Porzelliner die Ansicht, man könne auf Grund der hohen Qualität moderner Fertigmassen auch ohne speziell abgestimmte Mischungen gute Transparenzen herstellen. Das stimmt nur bedingt. Den Beweis lie- fern die neuen, in unterschiedlicher Qualität auf demMarkt erscheinen- den Porzellanlithophanien. Im Vergleich zu Produkten des 19. Jahrhun- derts schneiden sie oft schlechter ab. Herstellung der Lithophanieform Ein wesentlicher Schritt zur Erzielung optimaler Transparenzen besteht in der Herstellung einer präzisen Form. Bei der von der KPM Berlin entwi- ckelten Wachstechnik ist der Ausgangspunkt ein inWachs handgeschnitte­ nes Bild. Auf eine umrandete Glasplatte trägt man eine etwa vier bis sieben Millimeter gleichmäßig dicke Schicht Hartwachs auf, ein in der Regel mit

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