Katalog

Einführung  13 Blair Museum of Lithophanes Board of Trustees in Toledo (Ohio, USA), zurückgehend auf den Sammler Laurel Gotshall Blair (1909– 1993). Im Jahr 1937 trat er in das 1908 vom Vater Roy Blair gegründete Unternehmen Blair Realty and Investment Co. ein, das er bis wenige Jahre vor seinem Tod fortführte. Seine ausgeprägte Sammelleidenschaft galt ver- schiedenen Bereichen, darunter Figuren und Reliefs aus Wachs und vor allemden Porzellanlithophanien. Wie in seinen Sammlerbulletins beschrie- ben, kaufte er seine erste Lithophanie am 27. Dezember 1961 in New York. 3 Im Jahr 1965 umfasste seine Sammlung bereits ca. 600 Exemplare. Nach dem Erwerb einer kompletten Sammlung von etwa 1500 weiteren Litho- phanien aus demBesitz des Zahnarztes Dr. Edmund Beroud eröffnete Blair 1966 in seinem Privathaus ein Museum. Kurz vor seinem Tod war die Sammlung auf einen derartigen Umfang angewachsen, dass sie kaumnoch zu verwalten war. Mehrmalige Verkaufsbemühungen, u. a. auch in Deutsch- land, blieben ohne Erfolg. 4 Einige Jahre nach seinem Tod übernahm die Stadt Toledo die Kollektion in Form einer Stiftung und präsentiert sie nun in einem eigenen Gebäude in den Toledo Botanical Gardens. Von wenigen Ausnahmen abgesehen entstanden die frühen Porzellan- manufakturen aus dem Prestigebedürfnis damaliger Landesherren. Die nicht gewinnorientiert arbeitenden Betriebe dienten vornehmlich der Deckung des Eigenbedarfs und zur Herstellung repräsentativer Staats­ geschenke. Ständige finanzielle Zuschüsse überforderten auf Dauer die Kapitalkraft der Gründer. So kam es in vielen Fällen schon früh zu Pri- vatisierungen. Mit der beginnenden Emanzipation des Bügertums und dem Fortfall herrschaftlicher Subventionen mussten sich die Manufaktu- ren auf die Bedürfnisse einer breiten Bevölkerungsschicht einstellen. Auf der Suche nach gewinnbringenden Erzeugnissen kam es im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts zur Erfindung der Lithophanie. Im betrieblichen Gesamtkonzept spielte sie, da herstellungsaufwendig und in den Anfän- gen eher ein Luxusgut, in vielen Fällen jedoch nur eine untergeordnete, oft kurzzeitige Rolle. Viele Porzellanbetriebe überlebten die wirtschaftli- chen Veränderungen nicht. Entweder stellten sie ihre Produktion ein oder gingen in anderen Firmen auf. Die hier von ihrer Gründung an aufgezeigten Entwicklungsschritte der einzelnen Manufakturen erlauben Vergleiche, zeigen Querverbindungen auf und führen zu neuen Einsichten. Diese tragen bei zum Verständnis, warum, wann, wo und wie Lithophanien entstanden. Ausführliche Be­ schreibungen einzelner Objekte erscheinen besonders dort sinnvoll, wo historische Preiscourants nicht bekannt sind, Produktionsnachweise fehlen und es der inhaltlichen Ergänzung dient. Manufakturen, die ledig- lich Krüge mit Bodenlithophanien herstellten, sind nicht aufgeführt, es sei denn, sie besitzen eine Bedeutung im Zusammenhang mit anderen Lithophanieherstellern. Die Auflistung der Manufakturen richtet sich nach den Gründungsjahren, nicht nach ihrer wirtschaftlichen oder künst- lerischen Bedeutung. Alle Jahresangaben zu lithophanierelevanten Texten erscheinen mit vorgesetztem rotemQuadrat. Zum einfacheren Vergleich ähnlicher Objekte verschiedener Hersteller erscheinen historische und ausländische Maße meist in das Dezimalsystem umgerechnet. Unter- schiedliche und zu verschiedenen Zeiten verwendete Porzellanmassen sowie Art und Ablauf des jeweiligen Brennvorgangs führen zu von offi- ziellen Angaben abweichenden Ergebnissen. Aus diesem Grund gelten nach Möglichkeit selbst ermittelte Maße, bei Platten abgenommen in der Mittelachse, immer Höhe vor Breite. Auf einen Kostenvergleich histori- scher Fertigungsprozesse und Preise mit aktuellen Werten wird hier bewusst verzichtet. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlebt die Lithophanie eine Wiederbelebung. Beachtung finden Produkte von Schierholz Plaue (Platten, Lampen, Réchauds) und Nymphenburg (Platten), ausgeformt in Modeln des 19. Jahrhunderts, sowie Neuschöpfungen auch anderer Manufakturen. Abb. 3 Lithoponie Poterie de Rubelles Fayencebildplatte »Ideale Uferlandschaft« · 26,3×17,8×0,8 cm  A.d.T.-Kreismarke nach 1845  – → Objektbeschreibung S. 426

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