Leseprobe

160 sorgung mit Kohlenhydraten nutzen konnte (s. dazu S. 169), sondern deren Stärke sich durch Hinzufügen von Hefepilzen oder Speichel in Alkohol vergären ließ.3 Erste Hinweise auf das Brauen von Bier sind aus Ägypten und aus Mesopotamien bekannt (Abb. 1).4 In beiden Kulturen war Bier gleichermaßen Genussmittel wie Grundnahrungsmittel und wurde in großen Mengen in Brauereien produziert (s. dazu S. 169). Auch in anderen Teilen der Welt ist das Vergären von stärkehaltigen Pflanzen zu Bier praktiziert worden: In China wurde seit dem 4. Jahrtausend v. u. Z. ein Bier aus der im Reis enthaltenen Stärke gewonnen,5 im gesamten Andenraum verwendete man Mais, aber auch andere Pflanzen wie Quinoa und Amarant, um das Getränk chicha herzustellen,6 während das Getränk pulque in Mesoamerika aus dem fermentierten Saft der Maguey-Agave gewonnen wurde (Abb. 2 und 3).7 Pflanzliche Genussmittel und Stimulanzien haben nicht nur die Grundlage für alkoholische Getränke gebildet, sondern wurden auch in verschiedenen anderen Formen konsumiert. Die Geschichte des 1 Relieffragment, Marmor, Ur (Irak), sumerisch, 2900–2350 v. u. Z., Sulaymaniyah-Museum, Irakisch-Kurdistan. Darstellungen des Banketts sind in der sumerischen Kultur weit verbreitet. Ein wichtiger Bestandteil ist der gemeinsame Bierkonsum. Bier war im Alten Mesopotamien ein alltägliches Grundnahrungsmittel. Andenraums illustriert dies eindrücklich durch den Anbau des Kokastrauchs, welcher eine zentrale Rolle einnimmt und auf eine Historie von über 8 000 Jahren zurückblicken kann (s. dazu S. 193–194). Die Kokablätter, welche zahlreiche Alkaloide enthalten, darunter das stimulierende Kokain, regen nicht nur die Sauerstoffzirkulation im Körper an, sondern werden auch aufgrund ihrer psychotropen Wirkung konsumiert. In Zentral- und Nordamerika wurde hingegen Tabak in Form von Rauchen, Schnupfen oder Kauen genossen (s. dazu S. 185–186). Die stimulierende und psychotrope Wirkung von Tabak war den indigenen Bewohnern des amerikanischen Kontinents bereits vor 12 000 Jahren bekannt, was durch archäologische Funde belegt ist.8 In China wurde der Konsum von Teeblättern bereits vor mehr als 2 000 Jahren dokumentiert. Ursprünglich wurden die Blätter der wilden Teepflanze zu medizinischen Zwecken genutzt. Im Laufe der Zeit wurden jedoch auch ihr erfrischender Geschmack und ihre anregenden Eigenschaften geschätzt, was dazu führte, dass der

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