159 lichen Wesenheiten in Verbindung zu treten. Einzelne archäologische Funde von gemahlenen Samen und anderen Überresten psychoaktiver Pflanzen belegen ihre gezielte Nutzung durch den Menschen bereits lange vor der Domestikation von Nutzpflanzen.2 Zu den frühesten Genussmitteln, über deren Herstellung und Konsum wir gut informiert sind, gehören alkoholische Getränke. Alkohol entsteht durch die Vergärung von Zucker, der in Beeren und Früchten, aber auch in der Stärke von Körnern, Wildgräsern und Getreide enthalten ist. Mit der Kultivierung von Getreidepflanzen wie Gerste (vor 12 500 Jahren), Weizen (vor 10 000 Jahren), Mais (vor 7 000 Jahren) und Reis (vor 6 000 Jahren) standen den Menschen stärkehaltige Körnerpflanzen zur Verfügung, die man nicht nur zur Herstellung von Broten und zur VerDer Zugang zu Genussmitteln und Stimulanzien ist in der Geschichte der Menschheit schon immer eine Ursache für die Entstehung sozialer Ungleichheiten und asymmetrischer Abhängigkeitsbeziehungen gewesen. Genussmittel sind Substanzen, die in erster Linie aufgrund ihres angenehmen Geschmacks oder ihrer entspannenden Wirkung konsumiert werden. Sie dienen oft dem Genuss und der sozialen Interaktion und sind häufig fester Bestandteil kultureller Traditionen. Typische Genussmittel sind unter anderem Alkohol, Tabak, Kaffee, Tee und bestimmte Nahrungsmittel wie Schokolade. Im Gegensatz dazu sind Stimulanzien Substanzen, die die Aktivität des zentralen Nervensystems erhöhen und zu einer gesteigerten Wachsamkeit, Energie und Aufmerksamkeit führen. Diese Effekte können sowohl physisch als auch psychisch sein. Zu den bekanntesten Stimulanzien gehören heute Koffein, Nikotin, Amphetamine und Kokain. Der Übergang zwischen Stimulanzien und Genussmitteln ist fließend, denn viele Genussmittel sind zugleich Stimulanzien. Es ist anzunehmen, dass bereits lange vor der Herausbildung von sesshaften Lebensweisen das Wissen über die stimulierenden und bewusstseinsverändernden Eigenschaften bestimmter Pflanzen unter den Menschen vorhanden war. Schamanen nutzten solche besonderen Pflanzen, um ihr Wahrnehmungssystem zu modifizieren und Visionen zu induzieren, wobei ihnen vermutlich auch die heilende Wirkung dieser Pflanzen bekannt war.1 Bis heute praktizieren Heiler*innen und religiöse Spezialist*innen in vielen Kulturen die Einnahme psychoaktiver Pflanzenstoffe, um euphorische oder sogar tranceartige Zustände zu erreichen, mit dem Ziel, mit nicht-menschNikolai Grube
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