49 2 Bemalte Holzfigur einer Kornmahlerin, Ägypten, Mittleres Reich (ca. 2100–1800 v. u. Z.), Ägyptisches Museum der Universität Bonn, Inv. BoSAe 2125 und 2128, H. 7,0 cm. Kleinformatige Darstellungen von Menschen, die Getreide mahlen, Brot backen oder Bier brauen, finden sich häufig als Beigaben in ägyptischen Gräbern. Sie stehen mit ihrer mühevollen körperlichen Tätigkeit der Nahrungsproduktion symbolisch für die Versorgung der Verstorbenen im Jenseits mit allen notwendigen Gütern. regionale Versorgung zu gewährleisten. Sie waren jedoch bei Krisen wie Missernten oder Kriegen besonders anfällig und in ihrer Existenz gefährdet: Beispielsweise konnten sie durch Schuldknechtschaft, Leibeigenschaft oder Sklaverei in die Abhängigkeit von Großgrundbesitzern geraten. Im römischen Italien lässt sich ein Wandel vom Kleinbauerntum zur Sklavenwirtschaft beobachten, welche auf großen Villen mit Zellentrakten für die Sklaven sowie verschiedenen Produktions- und Speichervorrichtungen basierte (s. dazu S. 57). Im mittelterlichen, islamisch geprägten östlichen Mittelmeerraum waren rechtlich freie, autonom arbeitende Kleinbauern für die Getreideproduktion zuständig, jedoch kam es zu ständigen Konflikten durch das Abhängigkeitsverhältnis zum Staat, welcher das Land besaß, Steuern erhob und den Großteil der Ernte zentral speicherte (s. dazu S. 85). In Russland entwickelte sich aus dem Kleinbauerntum insbesondere die Abhängigkeitsform der Leibeigenschaft, bei der die Leibeigenen ihrem Herrn abgabepflichtig und zudem seiner Gerichtsbarkeit unterstellt waren (s. dazu S. 97). Die nicht sehr zahlreichen Bilder der Getreideproduktion zeigen mehr oder weniger idealisierte Szenen, in denen die soziale Zugehörigkeit der Arbeitenden durch ihre Tätigkeit, Arbeit und Kleidung verdeutlicht wird, der legale Status der Beteiligten aber
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