516 Räume Monolithbauweise mit fünf Lagerräumen errichtet und anschließend »mit einer Erdan- und -aufschüttung«694 versehen sowie mit Gras bepflanzt werden.695 Inwieweit das Projekt tatsächlich umgesetzt wurde, muss offenbleiben. Unterlagen zur Bauabnahme wurden während der Recherchen nicht gefunden. Und tatsächlich ist davon auszugehen, dass das »SR BCD« die ordnungsgemäße Führung ihrer Munitionslager weiter beschäftigte und es daran arbeitete, die gelagerte Munition aus dem Areal der BV herauszulösen.696 Entsprechend führte 1987 die »Abteilung RD« Absprachen mit dem Ziel, einen 315 Quadratmeter großen Munitionsbunker auf dem nahegelegenen Areal der 7. Panzerdivision der NVA im Divisionslager Jägerpark zu errichten bzw. dort bereits vorhandene Lagerkapazitäten zu nutzen – Ausgang ebenso ungewiss.697 Betrachtet man abschließend die Lagerbestände des »SR BCD« vom Sommer 1985, wird deutlich, wie ernst es dem MfS mit seinen militärischen Fähigkeiten war. Ohne den Anspruch auf Vollständigkeit erheben zu wollen, erzeugen die folgenden Quantitäten ein Gefühl für das, was die Staatssicherheit im Angesicht der »Konterrevolution« von 1989/90 hätte tun können: Akribisch wurden vom »SR BCD« 291 000 Schuss Pistolenmunition (7,65 und 9,02 mm), 1 400 280 Schuss M43 Gewehrmunition (7,62 mm in den Varianten Stahlkern, Leuchtspur und Panzerbrand), 8 780 Handgranaten vom Typ RGD-5 sowie 920 kg Sprengstoff gelistet.698 5.2.8 SICHERHEIT: WACH- UND SICHERUNGSANLAGEN Es war für das MfS eine Selbstverständlichkeit, eigene Objekte und Liegenschaften bestmöglich baulich und personell abzusichern. Jenseits der sensiblen Bereiche (wie des »BSZ« oder der UHA) wurden auch die Rohstoff- und Materiallager intensiv gesichert und kontrolliert, denn das MfS vertraute den externen Zulieferern nicht. Abteilungsleiter Günther Gerlach stellte hierzu fest, dass die »Fahrer der Transportfahrzeuge […] sicherheitspolitisch immer ein Risiko dar[stellen; H. N.] und […] aufgrund der Kadersituation im Kohlenhandel nicht eingrenzbar«699 sind. Zivilisten auf dem Areal der BV, und selbst wenn es nur um den Kohlenlagerplatz des »Technischen Komplexes« ging, waren den Mitarbeitern der BV stets suspekt. Aber nicht nur an der »Außenhülle« der BV vermutete man den »Angriff des Feindes«. Die wiederholten nachrichtenelektronischen Untersuchungen des Chefzimmers belegen, dass die »Abwehr« im Zeitalter der Systemkonfrontation überall stattfinden musste. Erleichtert und zufrieden teilte hierzu der Chef der »Abteilung 26«, Oberstleutnant Nebe, dem BV-Leiter im November 1986 mit, dass »zum Zeitpunkt der Maßnahme mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln und Methoden keine raumüberwachende Technik [des Gegners; H. N.] festgestellt werden«700 konnte. Auch wenn in der erinnerungspolitischen Perspektive das MfS oftmals (und zwar richtigerweise) als aktiv handelnder und damit verantwortlicher Akteur (für Observationen, Verrat, »Zersetzungen« und Festnahmen) verstanden wird, befassten sich allerdings die Mitarbeiter aus der Binnenperspektive heraus intensiv mit der (Spionage-)Abwehr und betrachteten sich somit als Ziel von möglichen Angriffen gegnerischer Dienste. Vor diesem Hintergrund werden die umfassenden Wach- und Sicherungsmaßnahmen innerhalb der BV verständlicher.
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