367 Bei einigen Feiern wird das bewusste »Wirkungstrinken« nicht spontan oder situativ gewesen sein, sondern erfolgte mit Ansage. Alltagsquellen, wie die von den jungen »UaZ« maschinenschriftlich verfasste und handschriftlich illustrierte (Feier-)»Verordnung«, legen diese Annahme nahe. Bemerkenswert an diesem Dokument ist, dass sich die allen Mitarbeitern bekannten organisationsspezifischen Formate (»Verordnung«) mit der vielen selbstverständlichen Trinkkultur vermischten, wodurch sich ein spezifischer MfS-Humor abbildete, der wiederum in einer zeitgenössischen Bastel- und Zeichenarbeit verfasst daherkam. Dass der Exzess einkalkuliert wurde, ist dem § 2 (»Jeder Teilnehmer hat bis zum Schluß zu bleiben. Feierabend ist erst, wenn nichts Trinkbares mehr da ist!«) sowie dem § 13 (»Die unter den Tisch gefallenen Gäste sind nicht als Fußbank zu benutzen«) zu entnehmen. Im § 12 wiederum findet sich ein quasi-militärischer Bezug: »Um Differenzen 333 Vgl. BStU, MfS, BV Dresden, Abt. VI, Fo 8033. 334 Vgl. Kochan: Blauer Würger, S. 238. 335 MfS, BV Dresden, BdL, 17. 12. 1963: »Wörtliche Ausführungen über die Aussprache mit dem Gen. Polenz in der Leitungssitzung am 14. 12. 1963, in: BArch, MfS, BV Dresden, KS 100/72, Bd. 2, Bl. 8. 336 MfS, BV Dresden, [Dokument nicht näher zuordenbar], 5. 9. 1988: »Dienstversammlung am 4. 10. 88«, in: BStU, MfS, SR BCD Nr. 475 (Teil 2 v. 2), Bl. 213. Ähnliche Rechnungen/Auflistungen befinden sich hier: Bl. 234, 235, 237, 240, 243. 337 Interview mit Jörg Petters am 26. 3. 2021. 338 Interview mit Dieter Webs am 18. 8. 2020. 339 Interview mit Jörg Petters am 26. 3. 2021. Horst Böhm (3. v. r.) als Teil einer Polonaise im Zuge der Feierlichkeiten zum 35. Jahrestag des MfS, Versorgungskomplex der BV, Februar 1985 BArch, MfS, BV Ddn, Leiter Fo 11266
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