365 Bereits bei Anlässen, die gemeinhin nicht direkt mit dem Konsum von Alkohol in Verbindung gebracht werden, wurde angestoßen. So geschehen etwa bei der Namensgebung der 137. POS in Dresden-Gorbitz (»Felix Edmundowitsch Dzierzynski«) im September 1987. Nachdem sich führende MfS- und KGB-Offiziere von Lehrkräften durch die Klassenräume und Fachkabinette der Schule führen ließen und junge Schüler an Stationen ihr Wissen und Können den Geheimdienstoffizieren darboten, wurde anschließend im großen Lehrerzimmer eng beieinander gesessen. Auf den gedeckten Tischen befanden sich neben den Wurst- und Gemüseplatten Bierflaschen, Wein-, Sekt- und Likörgläser, die wie ganz selbstverständlich zur Tagesveranstaltung gehörten.332 Diese Fotoserie stellt keineswegs eine Ausnahme dar. Bei diversen dienstlich begründeten Zusammenkünften wurde getrunken. 326 Vgl. Kochan: Blauer Würger, S. 12. 327 Diesbezüglich ist Kochans Kritik an der Einordnung des Alkoholkonsums von MfS-Mitarbeitern der Schweriner BV durch Johannes Beleites zu verstehen. Kochan zufolge muss mit dem »wertbefrachteten Thema Alkohol« sensibel umgegangen und Verallgemeinerungen nur mit Vorsicht angebracht werden. Vgl. Kochan: Blauer Würger, S. 153–155. Kochan bezieht sich auf: Beleites: Schwerin, S. 100 f. 328 Vgl. Kochan: Blauer Würger, S. 18 ff., 357, 354. Ideengeschichtlich griffen die Nachkriegsdiskurse auf die Arbeiterbewegung des 19./20. Jahrhunderts zurück. Schlachtrufe wie: »Der denkende Arbeiter trinkt nicht – der trinkende Arbeiter denkt nicht« fanden darin Anwendung. Siehe: Ebd., S. 19. Übermäßiger Alkoholkonsum galt viel eher als überkommendes Relikt aus dunkler kapitalistischer Vorzeit. Vgl. ebd., S. 30. 329 Spätestens im Jahr 1987, vgl. ebd., S. 80 und 369. 330 Ebd., S. 141. 331 Dazu gehörten die offiziellen Feiertage in der DDR, aber auch Treffen und Festlichkeiten innerhalb der Massenorganisationen und diversen Kollektive (Sport, Wohngebiet, Kleingarten, Arbeit) sowie rein private Feiern (Geburtstage etc.). Vgl. Kochan: Blauer Würger, S. 222, S. 216 f. und 247. 332 Vgl. BStU, MfS, BV Dresden, KD Dresden-Stadt, Fo 90749, 01/3. Horst Böhm (l.) in Zivil mit Angehörigen der bewaffneten Organe, Ort unklar, 1980er-Jahre BArch, MfS, BV Ddn, Abt. VI FO 8033
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