268 Apparat »Gruppenkassierer« und »Zellenleiter« schreckte er auch nicht vor jugendlicher Gewalt gegenüber dem politischen Feind – der SA – zurück, weswegen er bereits mit 16 Lebensjahren seine erste 10-tägige Haftstrafe absaß. Bär führte seine KJVD-Tätigkeit bis zur erneuten Verhaftung im Jahre 1935 fort.1051 Grund hierfür war seine Beteiligung an einer Flugblatt-Aktionen, welche das NS-Regime als »Vorbereitung zum Hochverrat« wertete und wofür er zu »drei Jahren und vier Monaten Zuchthaus«1052 verurteilt und im Anschluss daran ins KZ Buchenwald verbracht wurde. Im Lager war er ebenso wie der nur unwesentlich ältere Helmut Thiemann (der spätere Rolf Markert) Teil des »internationalen Lagerkomitees«, wobei sich Bär mit der Herstellung von Kampfmitteln und der militärischen Ausbildung von Kommunisten im »illegalen militärischen Apparat« der KPD befasste. Nach der »Befreiung« und damit nach über zehn Jahren Hafterfahrung arbeitete Bär bereits im Mai 1945 für die Kaderabteilung der KPD-Bezirksleitung in Dresden, womit er »beim Aufbau der antifaschistischen Ordnung im Parteiapparat in Dresden aktiven Anteil«1053 nahm. Nach dem Besuch der Landesparteischule in Ottendorf-Okrilla war Bär bis Ende 1946 als Mitarbeiter im sächsischen SED-Landesvorstand tätig. Im Januar 1947 trat er dann der VP bei und wurde im Rang eines Kommandeurs zum stellvertretenden Leiter der Personalabteilung der sächsischen Landespolizei ernannt.1054 Somit arbeitete er für gut ein Jahr unter Rolf Markert, den er womöglich bereits aus dem KZ-Buchenwald kannte.1055 Schließlich wurde Bär von August 1949 bis Ende Juli 1952 innerhalb des entstehenden MfS in Dresden als Kaderleiter eingesetzt und stand somit im engen Austausch mit Joseph Gutsche.1056 Aus dieser Entwicklung heraus wird ersichtlich, dass Erich Bärs (anfänglicher) Aufstieg im MfS eng mit seiner Fähigkeit verbunden war, auf kaderpolitischem Terrain zu glänzen. Entsprechend wurde Bär in den früheren Beurteilungen als intelligent, gewissenhaft und abwägend, aber auch als zurückhaltend charakterisiert, wodurch »ihm selten ein Missgriff«1057 passierte. Im »Dezernat D«, dem Nachfolger von K 5, fasste sein Vorgesetzter Bärs Charakter folgendermaßen zusammen: »Sein angeborenes Mißtrauen, seine große Verschwiegenheit und sein ausgesprochenes Klassenbewusstsein sowie sein hohes politisches Niveau lassen ihn für besonders delikate Aufgaben geeignet erscheinen.«1058 Der Mittdreißiger verfügte damit zum Anfang seiner Karriere über einige der wesentlichen Eigenschaften eines aufstrebenden MfS-Mitarbeiters. Doch langfristig vermochte er es nicht, zu überzeugen. Mit der Entstehung der Bezirke im August 1952 sollte Bär Dresden verlassen und »für größere Aufgaben herangezogen«1059 werden. Doch weder als »Stellvertreter Operativ« in der BV Neubrandenburg noch ab 1956 in der BV Frankfurt/Oder entsprach er den Anforderungen. Auch in den verschiedenen Stationen des Berliner Ministerium war man von ihm enttäuscht.1060 Grund dafür waren wohl die operativen Arbeitsfelder und damit verbundenen Herausforderungen, die sich stark von seiner früheren Tätigkeit im Kaderbereich unterschieden, so dass seine Arbeit im MfS von verschiedenen Vorgesetzten als nutz- und wertlos eingeschätzt wurde.1061 Infolgedessen wurde er ab 1961 als »OiBE« (Kaderleiter) im »Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten«1062 und nach wiederum erfolgloser Arbeit und zwischenzeitlicher Verwendung bei der »APF«1063 ab 1963 als »Offizier für Sonderaufgaben« ohne ihm unterstellte Mitarbeiter in der kleinen Arbeitsgruppe »BdL II« des ehemaligen Dresdner BV-Leiters, Oberst Gerhard Harnisch, eingesetzt.1064
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