Leseprobe

135 Einem überlieferten Tonmitschnitt aus dem Jahr 1955 ist Gutsche – mittlerweile im fortgeschrittenen Alter – mit seiner tiefen und rauen Stimme zu entnehmen, die akzentuiert durch ein leicht gerolltes »R« war. Gutsche betonte entsprechend seiner langjährigen Prägung in seinem Redebeitrag die »ungeheure und unbesiegbare Stärke des Lagers des Sozialismus unter Führung der Sowjetunion«313; gleichzeitig war seinen Ausführungen der Schock über den 17. Juni sowie die beständige Gefahr eines neuen Krieges zu entnehmen. Insgesamt war die Rhetorik der 1950er-Jahre hart, von großer Unsicherheit und Unzufriedenheit mit dem eigenen Sicherheitsapparat geprägt. Gutsches weitere Laufbahn im Ministerium war aus dessen Sicht wohl ebensowenig zufriedenstellend. Nach den missglückten Versuchen, in seiner Funktion als Leiter der »Abteilung zur besonderen Verwendung« Untergrundaktionen in der Bundesrepublik zu organisieren, schied er 1957 gesundheitsbedingt im Rang eines Generalmajors aus dem MfS aus314; im Mai 1964 verstarb er.315 Joseph Gutsche (l.) und Präsident Wilhelm Pieck, 1950er-Jahre BArch, MfS, ZAIG, Fo 224 309 Vgl. Petersen: Die Moskauer, S. 148–151. 310 Vgl. Schmeitzner: Ein deutscher Tschekist, S. 179 f. 311 Vgl. Schmeitzner: Formierung eines neuen Polizeistaates, S. 253–255. 312 Zit. nach: Schmeitzner: Formierung eines neuen Polizeistaates, S. 265. 313 Gutsche bei der Parteiaktivtagung im SfS, 1955, in: BStU, MfS, ZAIG, Tb 114. Gutsche sprach nach dem ausführlichen und scharfen Monolog des Staatssekretärs Wollweber (Nachfolger Zaissers). 314 Vgl. Schmeitzner: Ein deutscher Tschekist, S. 196. 315 Vgl. Engelmann: MfS-Lexikon, S. 122 f.

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