132 Apparat 3.2 DIE DIENSTLICHEN UND PARTEILICHEN LEITER DER BV DRESDEN 3.2.1 DIE LEITER – TAKTGEBER DER BV DRESDEN Die vier Leiter der BV waren die zentralen Akteure des Dresdner Apparates. Einerseits trafen sie weitreichende Entscheidungen in Bezug auf die Bekämpfung des politischen Gegners. Andererseits steuerten sie die räumlich-strukturelle Entwicklung der BV und damit den Lebens- und Dienstalltag ihrer Mitarbeiter. Sie waren nicht nur in der Verantwortung, die ministerialen Anordnungen aus Berlin weiterzugeben, sondern bewerteten konkrete Vorschläge ihrer Abteilungsleiter und setzten darüber hinaus eigene Impulse. Sie besaßen die Macht, der BV »ihren Anstrich« zu geben. Darüber hinaus fiel ihnen als Mitglieder der SED-BL und der »BEL« eine erhebliche sicherheitspolitische Verantwortung im Bezirk Dresden zu.301 Die folgende Darstellung der Leiter weist aufgrund der gegebenen Quellenlage eine unterschiedliche Dichte auf. Liegen für die beiden früheren Leiter vor allem schriftliche Quellen vor, so erweitert sich die Materialgrundlage in der Ära Markert um Bildmaterial, in der Ära Böhm gar um vielfältige Ton- und Videomitschnitte, wodurch eine breitere Darstellung erfolgen konnte. Trotz der sich steigernden Quellendichte und -vielfalt ergibt sich an einigen Stellen ein Erklärungsdefizit, vor allem wenn es darum geht, den jeweiligen Karriereweg kausal zu erschließen. Die jeweiligen Gründe für Dienststellen- und Verwendungswechsel, die individuelle Absicht und die persönliche Wertung des eigenen Weges können häufig nur erahnt werden. Dennoch vermitteln die biographischen Skizzen einen Einblick in deren soziale Herkunft, Prägung und charakterliche Merkmale. Der erste Leiter der VfS/BV Dresden war Joseph Gutsche, der im Januar 1953 von Gerhard Harnisch abgelöst wurde. Nach nur wenigen Monaten, im Dezember 1953, übernahm Rolf Markert für über 27 Jahre die BV, die er substantiell prägen sollte. Als Markert schließlich altersbedingt entlassen wurde, folgte ihm 1981 der junge Horst Böhm. Gerade durch die umfangreichen Bauvorhaben in den 1980er-Jahren gelang es ihm, der BV »seinen Stempel aufzudrücken«. Letztlich war es Böhm, der den aufgebrachten Bürgern das »tschekistische Aufbauwerk« am Elbhang kampflos übergeben musste. Joseph Gutsche (1950–1953) – ein Architekt des sächsischen Sicherheitsapparates Der 1895 geborene Joseph Gutsche kam aus einer katholischen Arbeiterfamilie aus Schlesien. Er lernte nach dem Besuch der Volksschule zwischen 1909 und 1912 den Beruf des Buchbinders. In dieser Zeit erfolgte der Übergang vom katholischen zum gewerkschafts
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