80 Apparat 3.1 STRUKTURENTWICKLUNG DER BV DRESDEN 3.1.1 EINFÜHRUNG: ZUR STRUKTURENTWICKLUNG EINER POLITISCHEN POLIZEI IN SACHSEN 1945 BIS 1949 Die historische Grundlage für die Existenz der Dresdner Staatssicherheit stellt das Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa dar. Mit der Besetzung des zu großen Teilen schwer zerstörten Dresdens am 7. und 8. Mai 1945 durch die »Erste Ukrainische Front« entstand der Ausgangspunkt für das kommende realsozialistische Gesellschaftsexperiment. Nachdem die militärische Entscheidung gefallen war, galt es aus Sicht der Kommunisten, die politische Tiefenstruktur des Landes Sachsen und mithin der Stadt Dresden radikal zu verändern.1 Personell hatte dies die »Initiativgruppe Ackermann« zu besorgen, indem die administrativen Schlüsselpositionen besetzt wurden. Die sowjetische Besatzungsmacht stellte hierfür die nötigen Ressourcen bereit – eine ernstzunehmende Drohkulisse inklusive.2 Die Genese der politischen Polizei in Sachsen stand in enger Verbindung mit dem sächsischen Innenminister Kurt Fischer (KPD/SED), welcher der Gruppe um Anton Ackermann angehörte.3 Unter Fischers Führung (1945 bis 1948) entwickelte sich der sächsische Polizeiapparat zu einem Vorbild für die Polizeistruktur in der gesamten SBZ. Charakteristisch war die enge Verbindung zur KPD, wodurch die gesamte Polizei mit einem »Klassenauftrag« versehen und insgesamt stark politisiert wurde. Die Entwicklung einer dezidiert politischen Polizei begann bereits im Mai 1945. Der KPD-Funktionär Kurt Liebermann gründete mit dem »Kommissarischen Außendienst«, der bei der Stadtverwaltung Dresden und nicht beim eigentlichen Polizeiapparat angesiedelt war, einen ersten Vorläufer einer politischen Polizei, der sich in dieser Form allerdings nicht durchsetzte.4 Aufgrund des sowjetischen Drängens formierte der damalige Dresdner Polizeipräsident, Max Opitz, bereits im Juli 1945 die so genannte »Abteilung N«5, die weitaus eher den Kriterien einer politischen Polizei entsprach. Deren Zielstellung war es, NS-Verbrecher und ab Spätherbst 1945 auch Gegner der »neuen Ordnung« zu verfolgen. Im Oktober 1945 wurde die »Abteilung N« dem sächsischen Landeskriminalamt (LKA) unterstellt, ohne jedoch ihre strukturelle Verankerung gegenüber dem Dresdner Kriminalamt zu verlieren.6 Zur weiteren Formung einer politischen Polizei kam es im Oktober 1945 durch die »Zentralisierung der regionalen Kriminalämter«7 beim LKA Sachsen. Ab Februar/März 1946 wurden aufgabendifferenzierte Zentralstellen beim LKA und den fünf städtischen Kriminalämtern, darunter Dresden, eingerichtet. Hierbei befassten sich die Zentralstellen C und H
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