11 Denn für mich ist ein solches Bild mit seinen vielfältigen Koloristischen Beziehungen unendlich reicher als etwa ein Bild von Klee [Paul Klee; Anm. L.B.], das ich mehr wie eine geschmackvolle Intarsia, also leicht durchschaubar in den wenigen Farbbeziehungen, empfinde.«12 Von April 1955 bis zu Purrmanns Tod 1966 standen beide Künstler in schriftlichem Austausch. Die initiale Kontaktaufnahme erfolgte durch eine Kaufanfrage Straßners an Purrmann, der im Dezember 1955 zum Ausdruck brachte, dass es ihm »eine ganz große Freude« wäre, »auf diese Weise eines Ihrer Bilder täglich vor Augen haben zu können«.13 Nach einigen Monaten der Planung konnte der Kauf dreier Gemälde des Malers 1956 abgeschlossen werden. Die koloristische Gestaltungsweise Purrmanns kann somit als maßstäblich für den Beginn der Sammeltätigkeit gesehen werden, mit dem von Straßner angedachten Ziel, »nur möglichst einen sensiblen Kolorismus zu sammeln«.14 Und doch diversifizierte sich das Feld der Sammlungswerke im Laufe der Zeit, auch weil Straßner, wie er an Purrmann schrieb, mit Bedauern feststellen musste, dass eine derartige koloristische Farbgestaltung in der zeitgenössischen Kunst selten geworden war.15 Bereits im Jahr 1956 ist eine Sammlungserweiterung durch Werke anderer Künstler:innen zu verzeichnen. Die Finanzierung der Ankäufe für die Hochschule erfolgte aus unterschiedlichen Quellen. In der Anfangszeit konnten Gelder verwendet werden, die aus der Vermietung der PH-Aula an die Stadt generiert wurden16 und über die die Hochschule trotz staatlicher Trägerschaft frei verfügen konnte. »Unser Direktor Prof. Rodenstein schlägt vor, von dem Geld nicht alltägliche Notwendigkeiten zu kaufen, die sich rasch abnutzen, sondern etwas Bleibendes zur Freude und eigenen Bildung«,17 notiert Straßner am 15.12.1955 in einem Brief an Purrmann. Darüber hinaus bezuschusste der Staat Niedersachsen Neubauten mit einem Etat für Kunst-am-Bau-Projekte.18 Soweit dies heute rekonstruierbar ist, erfolgten einige Ankäufe über private Kontakte Straßners zu den Künstler:innen, wie am Beispiel Purrmann zu belegen ist. Auch die Werke Willem Grimms19 gelangten über die private Beziehung in die Sammlung, schließlich unterrichtete dieser Straßners Sohn an der Landeskunstschule in Hamburg. Außerdem machte Grimm sich bei einem Besuch in Braunschweig ein Bild von der Hochschulsammlung.20 Andere Werke wurden über Galerien bezogen oder aus Ausstellungen erworben. 7 Ernst Straßner an Hans Purrmann am 6.2.1958. Hans Purrmann Archiv, München. Im Folgenden wird auf den Briefaustausch durch die Angabe des Datums verwiesen. Wenn nicht anders angegeben, ist das Hans Purrmann Archiv, München, die Quelle. 8 Zu Hans Purrmann in der Sammlung sh. S.146f. dieser Publikation. 9 Zu weiteren Informationen über die in den 1980er Jahren erstellte Liste sh. S. 18. 10 Das gesamte Sammlungskonvolut umfasst lediglich vier Werke von Künstlerinnen. 11 Abweichende Datierungen zum Beginn der Sammlungstätigkeit in verschiedenen Quellen führen zu Unsicherheiten. Nach eingehender Prüfung der vorliegenden Unterlagen, insbesondere der Aufzeichnungen von Straßner selbst, legt diese Publikation unter Vorbehalt den Beginn der Sammlung auf den Erwerb der Purrmann-Gemälde fest. Da der Eingang einiger Werke jedoch nicht vollständig rekonstruiert werden konnte, besteht die Möglichkeit, dass diese bereits vor 1956 und durch andere Initiatoren an die Hochschule gelangten. Möglicherweise wurden sie erst später von Straßner oder anderen Beteiligten der Sammlung des Fachbereichs Kunst zugeordnet. 12 Brief von Straßner an Purrmann am 5.12.1955. 13 Brief von Straßner an Purrmann am 8.12.1955. 14 Brief von Straßner an Purrmann am 27.12.1960. 15 Vgl. ebd. 16 Vgl. Zietz, Karl: Kleine Chronik der Pädagogischen Hochschule Braunschweig. Schriftenreihe der Pädagogischen Hochschule Braunschweig (Kant-Hochschule), hg. v. Adolf Beiß, Braunschweig 1967, S.17. Vgl. hierzu ebenfalls den Brief von Straßner an Purrmann am 8.4.1957, sowie Himmelmann, Gerhard (Hg.): Fünfzig Jahre wissenschaftliche Lehrerbildung in Braunschweig. Festschrift des Erziehungswissenschaftlichen Fachbereichs der Technischen Universität Braunschweig, Braunschweig 1995, S. 33. 17 Brief von Straßner an Purrmann am 15.12.1955 18 »Unsere Kunstsammlung in der Hochschule konnten wir im letzten Jahr dadurch erweitern, daß der Staat Niedersachsen für staatliche Neubauten zwei Prozent der Baukosten für künstlerischen Schmuck bereitstellt, was wir bei einem Erweiterungsbau ausnutzten. Ein Wechsel im Bauamt hat uns einen Baurat geschenkt, der sich für unsre Kunstsammlung begeistert und weiter uns hilft.« Brief von Straßner an Purrmann am 4.5.1960. 19 Zu Willem Grimm in der Sammlung sh. S. 78 dieser Publikation. 20 Vgl. Brief von Straßner an Purrmann am 22.10.1958.
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