A U S H O »Man sieht, daß hier ein Maler sammelt«.1 Mit diesem Satz wird der Künstler und Grafiker HAP Grieshaber2 1963 in der Studierendenzeitschrift Omnibus zitiert. Sein Ausspruch bezieht sich auf eine Kunstsammlung, die einst die Räumlichkeiten der Pädagogischen Hochschule Braunschweig3 zierte und seit den 1980er Jahren größtenteils im Magazin der Universitätsbibliothek der Technischen Universität Braunschweig4 schlummert. Laura Breede Eine Kunstsammlung an einer Technischen Universität? Das mag zunächst verwundern und ist sicherlich auch den meisten Hochschulangehörigen unbekannt. Im Rahmen eines Projekts zur Erschließung und Sichtbarmachung wurde die Sammlung 2023/24 aus dem Magazin geholt: Sie wurde ›ausgehoben‹.5 Dieser Begriff aus dem archivischen Kontext meint die physische Herausgabe von Dokumenten oder Archivkartons und beschreibt in diesem Zusammenhang passend die Wiederentdeckung der ab den 1950er Jahren für die Pädagogische Hochschule Braunschweig zusammengestellten Kunstwerke. Die Sammlung wurde umfänglich begutachtet, beschrieben und dokumentiert. Mit dem vorliegenden Ausstellungs- und Sammlungskatalog und einer Ausstellung im Städtischen Museum Braunschweig wird sie aus ihrem sprichwörtlichen ›Dornröschenschlaf‹ erweckt und erstmals in ihrer Gesamtheit sichtbar gemacht. In der vorliegenden Publikation spüren wir der Entstehung und Geschichte dieser bemerkenswerten Sammlung sowie ihrer Bedeutung für die Hochschule nach. Eine zentrale Frage lautet, wie die über 100 Werke in den vergangenen Jahrzehnten beinahe in Vergessenheit geraten konnten. Dabei wird der konzeptionelle Zusammenhang der Sammlung unter Berücksichtigung der Spannungsverhältnisse zwischen den in unterschiedlichen Sammlungsphasen hinzugefügten Werken betrachtet. Zudem wird die Rolle von Ernst Straßner, Künstler und Professor für Kunst und ihre Didaktik sowie Initiator der Sammlung, beleuchtet. Im abschließenden Teil des einleitenden Textes werden wir einige Aspekte seiner eigenen Werkentwicklung und Biografie einer kritischen Betrachtung unterziehen. Die Fortführung der Sammeltätigkeit nach Straßners Emeritierung 1973 unter Federführung seines ehemaligen Assistenten Rudolf Schönhöfer wird in Augenschein genommen – sie verrät viel über eine neue inhaltliche Ausrichtung durch die Ergänzung um ein umfangreiches Konvolut druckgrafischer Werke. Durch die historische Einordnung und eine kunstwissenschaftliche Analyse der gesammelten Werke unter Berücksichtigung wichtiger Kunstdiskurse der
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