166 Straßner Ernst Der Künstler, Professor und Sammlungsinitiator Ernst Straßner hinterließ ein umfangreiches Œuvre, zu dem Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen zählen. Seine künstlerische Aktivität fand in der Region Braunschweig zur Nachkriegszeit großen Anklang, und so befinden sich seine Gemälde heute in lokalen musealen Sammlungen, in Behördenbüros und Räumen der Universität. Seine Wirkung in die Stadt hinein lässt sich nicht zuletzt auf seinen langjährigen Vorsitz des Braunschweiger Bundes Bildender Künstler (BBK) zurückführen. Der Sammlung der Pädagogischen Hochschule Braunschweig, die auf seine Initiative hin aufgebaut wurde, steuerte Straßner in den 1980er Jahren ein umfangreiches Konvolut eigener Werke bei. Dabei handelt es sich überwiegend um landschaftliche Sujets und mythologische Motive. Sein Gesamtwerk umfasst daneben Porträts, Blumendarstellungen und Stillleben. In der frühen Phase seiner künstlerischen Entwicklung war Straßner vor allem durch Wilhelm Leibl (1844–1900) und Hans Thoma (1839–1924) geprägt, später orientierte er sich an Hans Purrmann1 und dessen Kolorismus, den er bewunderte. Auch Henri Matisse (1869–1954), Paul Cézanne (1839–1906) und Pierre Bonnard (1867–1947) schätzte er besonders für deren Umgang mit der Farbe.2 Straßner absolvierte seine schulische Ausbildung in Eisfeld (Volks- und Mittelschulreife), bevor er an der Kunstgewerbeschule lernte und 1924 ein Studium zum Kunsterzieher an der Hochschule für Künste in Berlin aufnahm. Dort legte er 1928 die erste und 1930 die zweite Staatsprüfung für das künstlerische Lehramt an höheren Schulen ab, wodurch er die Lehrbefähigung in den Fächern Zeichnen, Werkarbeit und Kunstgeschichte erlangte.3 Ein prägender Lehrer dieser Zeit war der expressionistische Maler Georg Tappert (1880–1957). Straßner arbeitete bis 1934 an Schulen in Berlin, Falkensee, Halle und Halberstadt in verschiedenen Positionen: Als Studienreferendar, Werklehrer und Studienassessor.4 Ab 1928 stellte er zudem in einigen Ausstellungen der Preußischen Akademie der Künste aus. Früh trat Straßner in die NSDAP ein und wurde Mitglied in NS-Lehrer- sowie Studentenverbünden.5 Zwischen 1934 und 1938 war er Dozent an der Hochschule für Lehrerbildung in Cottbus, wo er 1938 zum Professor ernannt wurde. Eine Kriegsabordnung führte Straßner 1939 nach Braunschweig an die Bernhard-Rust-Hochschule für Lehrerbildung und 1940 nach Frankfurt/Oder. 1943 wurde er zum Militärdienst eingezogen, wo seine künstlerischen Fähigkeiten u.a. zur Anfertigung von Geländeskizzen und Verteidigungsplänen eingesetzt wurden.6 1945 floh Straßner und gelangte bei Heilbronn in amerikanische Kriegsgefangenschaft, wo er für Tauschgeschäfte Zeichnungen von Soldaten anfertigte. Nach seiner Entlassung 1946 zog er mit seiner Familie nach Banz und arbeitete in einem kunstgewerblichen Betrieb des Klosters, bevor er 1947 nach Braunschweig zurückkehrte. Nach erfolgtem Entnazifizierungsverfahren nahm er die Lehrtätigkeit an der Kant-Hochschule auf. Hier war er bis zu seiner Emeritierung 1973 als Professor für Werkarbeit und Kunsterziehung tätig sowie Inhaber des Lehrstuhls für Kunst und ihre Didaktik. 19. 6. 1905 / EISFELD – 12. 7. 1991 / BRAUNSCHWEIG 1 Zu Hans Purrmann in dieser Sammlung sh. S. 146, sh. außerdem die Ausführungen über das Verhältnis von Purrmann und Straßner S.10f. dieser Publikation. 2 Zu weiteren Aspekten seiner Werkentwicklung sh. S. 18f. dieser Publikation. 3 Vgl. Personalakte, UABS Best. B 7, Nr. 480, Bd. I. 4 Vgl. ebd. 5 Sh. eine ausführlichere kritische Befassung mit diesem Aspekt seiner Biografie ab S. 20 dieser Publikation. 6 Vgl. Nahrwold, Regine: Ernst Straßner – Leben, Stellung zur zeitgenössischen Kunst, Werk 1924–90, hg. im Auftrag der Stadt Braunschweig v. Gerd Spies, Braunschweiger Werkstücke Bd. 82, Braunschweig 1991, S. 37.
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