Leseprobe

138 Nöfer Werner * 1937 / ESSEN Klare Formen und leuchtende Farben sind charakteristische Gestaltungsmerkmale der Serigrafien Werner Nöfers, die sich ebenso in seinen großformatigen Wandgemälden im öffentlichen Raum wiederfinden. Besonders bekannt ist er für die Gestaltung der Fassade des Hamburger Musikclubs Grünspan, die er gemeinsam mit einem Künstlerkollegen schuf.1 Auch Wandmalereien, die als Orientierungssysteme dienen, gehören zu seinem Schaffen, beispielsweise im ehemaligen Flughafen Berlin-Tegel. Nach einem Studium an der Folkwangschule in Essen in den 1950er Jahren setzte Nöfer seine Ausbildung von 1959 bis 1964 an der Staatlichen Hochschule für bildende Künste in Hamburg fort. Die 1960er Jahre waren für ihn von einem einjährigen Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in London sowie der Gründung mehrerer Künstlergruppen und -vereinigungen geprägt. Dazu zählt unter anderem die CO-OP Künstlercooperative Hamburg, ein Zusammenschluss von Kunstschaffenden, die u.a. gemeinsam Grafiken und andere Werke jenseits des etablierten Kunstmarktes vertrieben. In den 1970er Jahren übernahm Nöfer Lehrtätigkeiten an der Staatlichen Hochschule für bildende Künste Kassel und an der Hochschule für Künste Bremen. 1979 wurde er Professor an der Fachhochschule Dortmund, wo er bis zum Jahr 2000 im Bereich Objekt-Design und Kunst im öffentlichen Raum lehrte.2 In den 1960er und 1970er Jahren widmete sich Nöfer vor allem Landschaften, die er einem technischen Blick unterzog. Dabei interessierten ihn besonders Instrumente und Apparaturen zur Vermessung von Landschaften, und so schieben sich häufig Okulare und Messinstrumente zwischen die Betrachtenden und die Landschaft. Diese dargestellte technische Präzision spiegelt sich auch in Nöfers klarer und reduzierter Formensprache wider.3 Die leuchtenden Farben seiner Werke erinnern an die Pop Art, die ebenfalls das Medium des Siebdrucks in den Fokus rückte. Nöfers Arbeiten im öffentlichen Raum erscheinen wie Wegmarken, zugleich liefert der Außenraum Inspiration für seine Bildfindungen. Ein Beispiel dafür ist das Werk Ost-West-Straße, das von einem Straßenschild inspiriert ist, dessen Form und Markierung er für den Siebdruck aufgriff und es als transformiertes Element in seine Komposition einsetzte. Hier scheint es den Blick durch eine transparente Heckscheibe zu eröffnen, hinter der schemenhaft Landschaftselemente am Horizont erscheinen. Die gelbe Pyramide kam über das Kunst-am-Bau-Programm 1974/75 in die Sammlung, während die Umstände des Eingangs der anderen beiden Werke in die Hochschulsammlung unbekannt sind. 1 Vgl. Zerull, Ludwig: Werner Nöfer, Hannover 2009, S. 36. 2 Für die biografischen Aspekte sh. Zerull 2009, S. 78 und Galerie Pamme-Vogelsang, unter: https://www.pammevogelsang.de/kuenstler/werner-noefer [27. 8. 2024]. 3 Vgl. Al Droubi, Dana: Serigrafie in Deutschland nach 1945. Auswirkungen der Technik auf Inhalt und Form anhand der Arbeiten ausgewählter Künstler aus dem deutschsprachigen Raum, Dissertation, Universität Koblenz-Landau 2016, unter: urn:nbn:kola-19785 [27.8.2024].

RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1