55 Schlaganfall 1911 wurde Corinths Malweise roher und die Wahl der Bildthemen persönlicher. Für den Ersten Weltkrieg empfand er Begeisterung in Erwartung eines vermeintlichen gesellschaftlichen Aufbruchs.8 1919 wurde er Mitglied der Akademie der Künste Berlin, erhielt eine Ehrendoktorwürde an der Königsberger Albertus-Universität und stellte neben Oskar Kokoschka (1886–1980), Max Liebermann und Max Slevogt (1868–1932) im Deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig aus. Sein malerisches Spätwerk ist von einer Herangehensweise geprägt, bei der »eine prekäre Balance zwischen Formerfindung und Formauflösung« zu beobachten ist und »Farbmaterie [...] nicht mehr der Bezeichnung der Welt [dient], sondern [...] unmittelbar Ausdruck, Aufschrei« ist.9 Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde er verfemt, Werke aus öffentlichen Sammlungen beschlagnahmt oder vernichtet und sieben Bilder in der Ausstellung Entartete Kunst angeprangert. 1 Vgl. Lorenz, Ulrike u.a. (Hg.): Lovis Corinth und die Geburt der Moderne, Bielefeld 2008, S. 87 2 Vgl. ebd., S. 23. 3 Ebd., S. 27. 4 Vgl. ebd., S. 28. 5 Ebd., S. 34. 6 Ebd., S. 38. 7 Zimmermann, Michael F.: Lovis Corinth, München 2008, S. 39. 8 Vgl. Lorenz 2008, S. 40. 9 Ebd. S. 46. Zur Sammlung der TU Braunschweig zählen heute vier druckgrafische Arbeiten, die sich den mythologisch-religiösen Sujets zuordnen lassen. Daneben gehört mit dem Bannerträger auch ein Motiv aus dem Themenspektrum der Rollenbilder dazu, das den Schauspieler Rudolf Rittner in seiner Rolle als Bauern-Revolutionär Florian Geyer darstellt – ein Motiv aus der Inszenierung eines Hauptmann-Dramas.
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