Leseprobe

52 Corinth Lovis 21. 7. 1858 / TAPIAU, OSTPREUSSEN – 17. 7. 1925 / ZANDVOORT, PROVINZ NORDHOLLAND Mythologische und religiöse Themen nehmen einen bedeutsamen Stellenwert im Schaffen des Malers, Zeichners und Grafikers Lovis Corinth ein, dessen Œuvre auf der Schwelle zwischen Naturalismus, Impressionismus und Expressionismus zu verorten ist.1 Seine künstlerische Ausbildung absolvierte er ab 1880 in München, Antwerpen und Paris, wo er insbesondere in akademisch-klassizistischer Tradition ausgebildet wurde.2 Ab 1891 lebte Corinth für neun Jahre wieder in München und war 1892 an der Gründung der Münchener Neuen Secession beteiligt, einer Vereinigung, deren Mitglieder sich »der konservativen, zunehmend national orientierten Ausstellungspolitik Lenbachs entziehen«3 wollten. Er unternahm viele Reisen und stand in engem Kontakt mit Max Liebermann (1847–1935). Ab 1900 lebte er sowohl in München als auch Berlin, wo er ein häufiger Gast im Gerhart-Hauptmann-Haus war und in der Berliner Secession ausstellte, bevor er endgültig nach Berlin zog.4 Dort eröffnete er eine Malschule für Damen und wurde Vorstandsmitglied der Berliner Secession, die mit ihrem »weltoffenen Anti-Akademismus in den Anfangsjahren [...] neben den namhaftesten deutschen Künstlern auch Vertreter der internationalen Moderne«5 anzog. Corinths Haltung gegenüber der vor dem Ersten Weltkrieg in Deutschland umstrittenen französischen Kunst war eher ambivalent, und er rang selbst darum, einen »genuin deutschen Ausdruck in der Kunst zu erlangen«.6 So war er »stets zerrissen zwischen konservativer Historienmalerei und der Parodie seiner eigenen Sujets, zwischen Internationalismus und Patriotismus, zwischen der Sezession und dem Wilhelminischen Establishment, zwischen Erfolg und Risiko«.7 Es folgten Reisen, Ausstellungsbeteiligungen und Lehrtätigkeiten. Nach seinem DIE GEBURT DER VENUS III / 1916 / Kaltnadelradierung / 40×28,5 cm Inv.-Nr. Str-Cor-1 / Erworben vor 1956

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