Leseprobe

27 FARBFLIMMERN: ZWISCHEN KOLORISMUS UND GEOMETRISCHER ABSTRAKTION Die Ausdruckskraft der Farbe über die Zeichnung oder plastische Gestaltung zu stellen, sie von der Form zu lösen und ihre Materialität in den Vordergrund zu rücken, erzeugt ein regelrechtes Farbflimmern, das die unter diesem Thema betrachteten Werke eint. Für Hans Purrmanns Malerei ist die koloristische Farbgestaltung, also das Entwickeln eines harmonischen und spannungsvollen Bildgefüges aus der Farbe heraus, das Leitmotiv seines Schaffens. Dabei steht sein Kolorismus in der Tradition französischer Künstler wie Henri Matisse (1869–1954), mit dem er gut bekannt war. Dem Gegenstand bleibt er in seinen Gemälden stets treu. Rupprecht Geiger hingegen verfolgt das Ziel, die Farbe als »autonomen Wert«9 hervorzuheben. Lediglich als geometrische Form erkennbar, wird die Farbe isoliert und Assoziation zu außerbildlichen Elementen bewusst ausgeschlossen. Während Purrmanns farbgewaltiges Blumenstillleben vor einem Spiegel seinen freien Umgang mit Farbe offenbart, steht Geigers geometrischabstrakte Kreisform im Kontext seiner nahezu wissenschaftlichen Farbexperimente im Siebdruckverfahren (Abb. S. 27). HANS PURRMANN / Blumenstillleben vor Barockspiegel / 1952 RUPPRECHT GEIGER / Großes blaues Rund blau-rot bis schwarz-schwarz / 1964 Caspar-Filser / Geiger / Grimm / Kerkovius / Korab / Meyboden / Purrmann / Straßner

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