Leseprobe

80 21 Frau mit Blumen 1914 Aquarell über Bleistift, 50,8 × 33,8 cm sign. und dat. u.r.: Erich Heckel 14; bez. u.l.: – Frau mit Blumen – Inv.-Nr. Z 5931 Im gestreckten Bildformat erscheint die schlanke Gestalt von Heckels Lebensgefährtin Milda Frieda Georgi (1891–1982), die der Maler Ende 1910 kennengelernt hatte und die als Tänzerin unter dem Künstlernamen Sidi Riha auftrat. Spätestens mit ihrer Heirat 1915 etablierte sich Siddi als ihr Rufname. Über das gesamte folgende Schaffen hinweg blieb sie das bevorzugte, fast ausschließliche weibliche Modell und lieferte wesentliche Impulse für zahlreiche Bildnisse und Figurenszenen.1 Nahsichtig in die vorderste Bildebene gerückt und die gesamte Bildhöhe einnehmend, zeigt Heckel seine Partnerin im hellen Kleid mit langem, blauem Umhang und einem Bund Blumen in den Händen. Ihr Kopf ist mit ernstem Blick zur Seite geneigt, sie wirkt nachdenklich. Die räumliche Umgebung bleibt sparsam angedeutet: Hinterfangen wird die Person von einer blauen Wandfläche oder Türöffnung, zur Linken steigen Treppenstufen steil empor, zur Rechten nehmen skizzenhaft gesetzte horizontale Pinselstriche den Rhythmus der Stufen auf. Hierbei handelt es sich vermutlich um einen bemalten Vorhang, der wohl zur Raumausstattung von Heckels Dachbodenatelier in Berlin-Steglitz gehörte, das er im Dezember 1911 bezogen hatte. Über einen dortigen Besuch im Jahr 1914 1 Vgl. zur Person von Siddi Heckel auch Hans Geissler, »Siddi Heckel«, in: Frauen in Kunst und Leben der »Brücke«, Ausst.-Kat. Schleswig, Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf 10.9.– 5.11.2000, hrsg. v. Hermann Gerlinger und Herwig Guratzsch, Schleswig 2000, S.37–60.

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