Leseprobe

81 Seine Schilderungen zeigen stets präzise beobachtete Orte.8 Das bezeugt auch ein Teil der Post, die der Künstler in die Heimat sendete. Von seinen Reisen ist eine große Anzahl an Briefen und Ansichtskarten erhalten, darunter aus Orten, die er darstellte (Abb. 3). Manche seiner Bilder weisen eine bemerkenswerte Ähnlichkeit zu den Schmuckmotiven der Briefbögen und Karten auf. Ein Brief mit einer Abbildung des Schlosses Chillon, gesendet 1897 an den Verpächter des Langballegård, Lauritz Kristensen, fällt besonders ins Auge. La Cour nahm sich die gleiche Szene selbst zum Motiv. Ein kleiner schwarzer Punkt kennzeichnet – so geht es aus dem Schreiben hervor – die Stelle, an der er zum Arbeiten saß. Das Briefpapier zeigt ein großartiges Panorama des Genfersees und der dahinterliegenden Berge. Ein Zug schlängelt sich an dem zum Wasser hin gelegenen Schloss vorbei – eine Verbildlichung der neuen Errungenschaft, hinaus in die Welt reisen zu können. Janus la Cours Malereien in Verlängerung der von den vorfabrizierten Postkarten vermittelten tourist:innenfreundlichen Bildidyllen zu betrachten, stellt diese in einen konkreten historischen Kontext. Auch der Eindruck, auf seinen Werken sähe man die Welt aus den beobachtenden Augen Alleinreisender, verstärkt sich. Auffällig ist dabei das systematische Wegretuschieren störender Elemente wie beispielsweise der Eisenbahn. Im Licht von La Cours Äußerungen über die fehlenden malerischen Eigenschaften der Modernität kann seine konsequente Entscheidung gegen die Darstellung moderner Elemente als ein Versuch gelesen werden, das für ihn Unwesentliche zu übertünchen. Janus la Cour in der Kunstgeschichte Künstlerisch betrachtet ist Janus la Cour nicht Avantgarde – mit seinem mehr auf Tradition als auf die Zukunft gerichteten Blick gehörte er unter seinen Kolleg:innen eher zur Nachhut als zur Speerspitze. In anderen Worten: Er ist eine Übergangsfigur.9 Der Bildhauer Rikard Magnussen gab 1928 mit Landskabsmaleren. Janus La Cour. 1837–1909 die erste größere Einführung in das Leben und Werk des Malers heraus, welche eine zu diesem Urteil passende Anekdote enthält. Der Buchdrucker Frederik Gotschalk Knudtzon beschrieb, wie er in Rom mit La Cour wegen des Dichters Adam Oehlenschläger (1779–1850) aneinandergeriet; Knudtzon, der seine Zeitgenossen Henrik Ibsen (1828–1906) und BjørnAbb. 3 Postkarte »Le mont Rose«, La Cour an Familie Kristensen, 11. August 1902, Archiv The Hirschsprung Collection, Kopenhagen

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