Leseprobe

80 aus Nissum in Vendsyssel (Abb. 2) steht der oder die Betrachter:in in einer Landschaft aus weichem Moos und Hügeln, während sich spitze Gräser durch den Untergrund bohren. Das Aufeinandertreffen des Weichen und Harten steigert hier das Bewusstsein für die Stofflichkeit der Natur. Die menschenleeren Bildräume La Cours haben zu Vergleichen mit dem etwas jüngeren »Meister der Stille«, Vilhelm Hammershøi, animiert.5 Doch La Cours Stille ist eine andere. Wo Hammershøis Räume sich verdichten, voll von Staubkörnern, die im Licht vibrieren, sind La Cours messerscharfe Darstellungen meist frei von Dunst und Nebel. Die Betrachtenden finden sich vor einer verlorenen, inhaltsleeren Stille wieder. La Cour hielt die Modernität eigener Aussage nach für nicht »malerisch«.6 Die Industrialisierung oder die Großstadtkultur, die viele seiner Kolleg:innen in Dänemark und im Ausland schilderten, interessierten ihn nicht. Wenn La Cour sich vielleicht nicht über die Gegenwart erhaben zeigte, so kehrte er ihr doch in gewisser Weise den Rücken zu.7 Dieser Umstand verstärkt den Eindruck, man blicke beim Betrachten seiner Bilder in hallende Leerräume. Die Werke erzählen kaum etwas über die Zeit, in der sie entstanden sind, doch wenn sie etwas von uns wollen, ist es, unsere Aufmerksamkeit von dem Menschengemachten wegzulenken. Trotzdem kann bei La Cour nicht von Naturfantasien die Rede sein. Abb. 2 Nahe Nissum in Vendsyssel, bez. unten links: »Niisum. 7 Septbr 1896. J.la Cour«, Öl auf Leinwand, 45,4 × 75,6 cm, The Hirschsprung Collection, Kopenhagen

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