12 und der Adel war vom politischen Geschehen mehr oder weniger ausgeschlossen. Dies ist ein wichtiger Faktor, da er zu einer patriotischen und selbstbewussten Gesinnung der Florentiner führte. Die Macht lag in erster Linie bei den sieben großen Zünften (Arti Maggiori: Anwälte, Richter und Notare, Kaufleute, Wollhersteller und -händler, Bankiers und Geldwechsler, Seidenweber und -händler, Ärzte und Apotheker, Kürschner und Pelzhändler) sowie in geringerem Maße bei den 14 Gilden der Handwerker (Arti Minori: Schlachter und Viehzüchter, Schmiede, Schuhmacher, Steinmetze und Holzschnitzer, Leinenhersteller, Winzer und Weinhändler, Gastwirte, Gerber, Kerzendreher, Sattler, Schlosser, Waffenschmiede, Zimmerleute, Bäcker und Müller). Es herrschte also ein kommerziell oder gewerblich tätiges Bürgertum, aus dessen Mitte die Prioren der Signoria gewählt wurden.8 Dieses System blieb mehr oder weniger unverändert bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts bestehen, als sich die Republik zur Monarchie wandelte: 1537 wurde Cosimo I. de’ Medici (1519–1574) Herzog, und für Florenz und die Toskana brach ein neues Zeitalter heran. Das Quattrocento und das Cinquecento, also grob gesagt die beiden Jahrhunderte der Renaissance, waren somit in ihrer politischen und sozialen Ausrichtung recht unterschiedlich.9 Wirtschaftlich erlebte Florenz in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts einen beträchtlichen Aufschwung, der sich vor allem auf die Textilverarbeitung und das Bankwesen stützte.10 Mit der Errichtung des Palazzo della Signoria, des heutigen Palazzo Vecchio, des Doms Santa Maria del Fiore und der Kirchen Santa Maria Novella und Santa Croce entfaltete sich auch schon eine rege Bautätigkeit. Im 14. Jahrhundert ging es nicht ganz so günstig weiter. Soziale Unruhen und kriegerische Auseinandersetzungen waren an der Tagesordnung, und die verheerende Pest von 1348 tat ein Übriges. Die Folge waren ein dramatischer Rückgang der Bevölkerung und eine schwere ökonomische Krise. 1378 kam es schließlich zum Aufstand der ciompi, der Wollarbeiter, die sich nicht in Gilden organisieren durften und zu den ärmsten Schichten der Stadt gehörten, dem popolo minuto. Trotz all dieser Katastrophen sollte sich Florenz jedoch wieder erholen. Gegen Ende des schwierigen 14. Jahrhunderts begann sich das Vermögen vor allem einer Familie zu vermehren: der Medici, denn aus den einstigen Textilhändlern wurden überaus erfolgreiche Bankiers. Der Aufstieg der Familie vollzog sich unter Giovanni di Bicci de’ Medici (1360–1429) und seinen Söhnen Cosimo il Vecchio (1389–1464) und Lorenzo (um 1395–1440), was jedoch nicht ohne dramatische Machtkämpfe ablief.11 Mit enormem Geschick tätigten sie ihre Bankgeschäfte und regierten de facto die Stadt, obgleich sie nur selten öffentliche Ämter bekleideten. Cosimo, der den Beinamen Pater Patriae (Vater des Vaterlands) erhielt, achtete streng darauf, sich stets als bescheidener Bürger unter Bürgern zu geben, war jedoch ein begnadeter Politiker, dessen Einfluss weit über Florenz hinausreichte. Seinen Reichtum nutzte er gezielt zur Förderung der Künste, denn er hatte ein Problem: Eigentlich verbot die Kirche das Erheben von Zinsen auf einen gewährten Kredit.12 Genau das tat Cosimo jedoch, und um sich von der Todsünde des Wuchers sozusagen freizukaufen, flossen großzügige Geschenke an Kirchen wie San Lorenzo, San Marco und die Badia in Fiesole. Daneben vergaß er aber nicht, auch den Ruhm seiner Familie zu mehren und ließ den Palazzo Medici errichten und kostbar ausstatten. Zu seinen Lieblingskünstlern zählten Filippo Brunelleschi (1377–1446), Michelozzo (um 1396–1472) und Donatello (um 1386–1466). Cosimos Mäzenatentum ist charakteristisch für die Epoche nach der Erholung von der Pest: Es gab etliche neue, reiche Familien, die gente nuova, die ihr Überleben gebührend feiern wollten. Mit diesen rudimentären Hinweisen zur faszinierenden Geschichte von Florenz sollte angedeutet werden, wie sich die Situation um 1400 in etwa darstellte. Die Stadt war eine sozusagen quasi-demokratische Republik, die von einem bürgerlichen Patriziat getragen wurde, wobei es durchaus ein gewisses Maß an sozialer Flexibilität gab. Der Wohlstand stützte sich im Wesentlichen auf Handel und Finanzwesen. Da die Florentiner traditionell antiautokratisch gesinnt waren, blieb die (noch) informelle Machtstellung der Medici nicht ohne Gegenwehr. Ein nicht geringer Teil der sozialen Rivalität spielte sich auf dem Gebiet des Palastbaus und der Ausstattung von Kapellen ab, und so führte diese besondere gesellschaftliche Konstellation – trotz permanenter Bedrohungen – zu einer bemerkenswerten Blüte der Kunst, die zusätzlich vom aufkommenden Humanismus befeuert wurde.13 Das 15. Jahrhundert begann in Florenz nicht nur mit gesellschaftlicher Konkurrenz, sondern auch mit einem künstlerischen Wettbewerb: Die Arte del Calimala, also die Zunft der Tuchhändler, die für den Erhalt und die Ausstattung des Baptisteriums zuständig war, suchte mit einer Ausschreibung den besten Künstler für die Ausführung der Bronzetür am Nordportal des ehrwürdigen Baus. Dies führte zur Anfertigung der berühmten Konkurrenzreliefs, von denen sich
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