88 Partien erhalten ihre matt-samtige, leicht glitzernde Textur durch die Verwendung eines wässrigen Bindemittels wie Leim, Kasein oder Ei statt trocknendem Öl.14 Das macht sie unter ungünstigen Bedingungen allerdings anfälliger für Beschädigung und Verlust. Die wenigen erhaltenen dunkelblauen Partien der Mantelaußenseite an den Schultern Mariens zeigen noch Reste einer vergoldeten Verzierung der Mantelsäume mit einem Blattrankenmuster (Abb. 49, 50); es wurde wie die Wolkenstrahlen im Himmel durch Mordentvergoldung hergestellt. Vergoldete und punzierte ornamentale Verzierungen befanden sich vermutlich auch am Kragen und den Ärmeln des Kleides der Madonna. Hier lassen sich jedoch nur noch mikroskopisch kleine Reste feststellen, sodass eine Rekonstruktion des Musters nicht mehr möglich ist. Das Kleid erschien ursprünglich in einem kräftigen Rot aus Krapplack.15 Die leuchtend rote Farbe wurde in mehreren lasierenden Schichten direkt auf die Grundierung aufgetragen (Abb. 52). Die am Dresdner Relief erkennbare Darstellung der Mutter Gottes mit rotem Gewand, blauem Mantel mit gelbem Futter und einem weißen Schleier mit charakteristischer Streifenmusterung wiederholt sich vielfach auf Stuckreliefs und Tafelbildern aus der Werkstatt Neri di Biccis. Unterschiede lassen sich jedoch in der Farbigkeit des gegürteten Hemdchens des Christuskindes feststellen, das entweder Grün oder Weiß sein kann. Auch die wenigen Fassungsreste am Dresdner Relief erscheinen weißlich und deuten auf die Verwendung von Bleiweiß hin. Eine Besonderheit des Dresdner Reliefs ist die Darstellung von Kettchen aus roten und schwarzen Perlen am Hals und vermutlich auch am linken Handgelenk des Christuskindes.16 Die Perlenkette um den Hals ist gut erhalten, am Handgelenk lassen sich nur noch hauchdünne Reste von schwarzen Perlen nachweisen (Abb. 53). Zusammenfassend lässt sich Folgendes feststellen: Es ist nur eine Fassung auf dem Dresdener Stuckrelief vorhanden. Die bisherigen Materialuntersuchungen sprechen dafür, dass es sich um eine historische Fassung aus dem 15. Jahrhundert handelt. Die Befunde entsprechen Beobachtungen und Forschungsergebnissen, die an vergleichbaren Stuckreliefs aus der Zeit gewonnen wurden.17 Auch der fragmentarische Erhaltungszustand und das spezifische Schadbild der Fassungsreste, das sich nicht durch eine Fälschung erzeugen lässt, untermauern diesen Befund. Der extensive Einsatz von für die Zeit der Renaissance kostspieligen Materialien, einAbb. 52 Mikroskopaufnahme der roten Farbe des Kleides Abb. 51 Fassungsrest des gelben Mantelfutters mit roten Punkten gelbes Innenfutter auf, das durch die Faltung des Stoffes nur an der rechten Schulter und unter dem rechten Arm sichtbar ist. Heute sind davon nur noch Reste erhalten. Der ehemals hellgelbe Stoff zeigt eine aufwändige Musterung mit aufgemalten kleinen roten Punkten (Abb. 51).12 Die rote Farbe enthält roten Krapplack auf Basis von Farbstoffextrakten aus den Wurzeln der Färberkrapp-Pflanze. Dieses seit Jahrtausenden bekannte organische Farbmittel wurde erst im späten 19. Jahrhundert durch synthetische Alizarinkrapplacke verdrängt.13 Für die dunkelblaue Mantelaußenseite wurde wie im Himmel Azurit als Pigment verwendet. Die damit bemalten
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