73 Marie Gey kam mit etwa 17 Jahren nach Dresden. Dort wurde sie von dem aus Leipzig stammenden Maler, Zeichner und Gestalter Otto Fischer unterrichtet, wohl als Privatschülerin. Aus jener Zeit stammt das früheste Porträt von ihr, effektvoll durch Licht und Schatten modelliert, von der Hand ihres Lehrers.1 In Sachsens Kunstwelt der vorletzten Jahrhundertwende war die früh verstorbene Marie Gey keine Unbekannte. Sie galt als »ein stilles feines Talent, das sich sicher im Laufe der Jahre noch seinen Platz erworben hätte […]; ihre Arbeiten sind voller Anmut und Schliff«. Sie nahm an mehreren großen Ausstellungen in Leipzig, Berlin und Dresden teil und schuf – neben Pastellbildnissen – vor allem zahlreiche Druckgrafiken, von denen einige bereits 1901 ins Kupferstichkabinett gelangt sind. Max Lehrs, zu jener Zeit dort als Assistent tätig, berichtete darüber im »Dresdner Anzeiger« vom 6. August jenes Jahres und präsentierte die damals 20-Jährige, deren Landschaften und Blumenstudien ihn am meisten beeindruckten, als eine »junge Künstlerin«, die auf diesen motivischen Gebieten »noch sehr Tüchtiges zu leisten« verspräche. Das Dresdner Kabinett erwarb von ihr 27 Arbeiten – darunter auch verschiedene Zustände je eines Werkes. Unter diesen virtuos ausgeführten Bildern in der dekorativ-feinen Formsprache des Jugendstils, zum Teil unter Marie Gey-Heinze * 6. 4.1881 in Köln † 28. 3.1908 in Oetzsch/Markkleeberg dem Eindruck der Griffelkunst von Max Klinger, befindet sich auch ein Exlibris für Marie Geys späteren Ehemann, den Leipziger Arzt Paul Heinze. Als Zeichnerin und Illustratorin war die Künstlerin zudem an populären Publikationen beteiligt, darunter »Neue Spaziergänge eines Naturforschers« des Zoologen William Marshall (Leipzig 1907) oder »Was ist die Natur?« und »Tierbuch« von Wilhelm Bölsche (Berlin 1907, 1908). Flora und Fauna standen dabei im Fokus des Interesses. Für die Zierleisten zu Bölsches »Tierbuch« schuf Gey-Heinze beispielsweise reizvoll arrangierte Gruppen von Schuppen-, Schnabel-, Gürtel- und Otto Fischer »Mädchenkopf« (Bildnis Marie Gey) 1898 · Lithografie in Schwarz und Grau auf gelblichem Papier, 275 × 315 mm (Platte) Kupferstich-Kabinett, Inv.-Nr. A1902-159 Marie Gey-Heinze Titelillustration zu Wilhelm Bölsche, Was ist die Natur Berlin 1907 ∙ Privatbesitz
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