37 Marianne Fiedler * 23. 4.1864 in Dresden †14. 2.1904 in Mainberg/Unterfranken »An den Schluß unserer Betrachtung des jungdeutschen Steindrucks haben wir dieses Mal eine Dresdner Künstlerin zu stellen: Frl. Marianne Fiedler, eine Meisterin, die wir alle Ursache haben, herzlich willkommen zu heißen.«1 So schloss Karl Woermann, Direktor des Königlichen Kupferstichkabinetts Dresden, seine Besprechung der dritten Vierteljahresausstellung 1894, die dem Thema des »Modernen Steindrucks« gewidmet war. Er attestierte Fiedler eine »frische Naturanschauung« und eine »originelle, poesieerfüllte Einbildungskraft«, vor allem in ihren Bildnisköpfen. Vorausgegangen war die Erwerbung von neun Lithografien, die sodann neben Werken von u. a. Hans Thoma, Otto Greiner und Édouard Manet erstmals dem Publikum in einer Museumsausstellung präsentiert wurden. Marianne Fiedler, in Dresden geboren, stammte aus großbürgerlichen, kunstaffinen Verhältnissen; der Vater Karl Moritz Fiedler war Hofrat und späterer Regierungsrat im Sächsischen Kultusministerium. Ihr zeichnerisches Talent wurde schon früh erkannt und durch längere Aufenthalte in London und Berlin, wo sie privaten Mal- und Zeichenunterricht erhielt, gefördert. Das Studium an einer Kunstakademie war für Frauen zu diesem Zeitpunkt noch kaum möglich. Im Herbst 1888 zog Marianne Fiedler nach München, wo sie sich, finanziell von den Eltern unterstützt, an der vom Münchner Künstlerinnenverein 1884 gegründeten Damenakademie in der Malklasse von Ludwig Herterich den Wunsch nach einer künstlerischen Ausbildung erfüllen konnte. Ihre KommiMarianne Fiedler »Bekränzter Mädchenkopf« (Selbstbildnis als Bacchantin) 1894 ∙ Lithografie, Probedruck, 317 × 276 mm (Darstellung) Kupferstich-Kabinett, Inv.-Nr. A 1894-402
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