Leseprobe

11 »Ausstellung von Malwerken Sächsischer Künstlerinnen« Im Brühlschen Palais war es bereits im November und Dezember 1892 zu einer in Dresden erstmaligen Präsentation von über 600 Werken weiblicher Malkunst gekommen.25 Selbst das Ausstellungskomitee war überwiegend mit Frauen besetzt: »Der Ausschuß für die Ausstellung wird gebildet von den Damen Frau Kammerherr Gräfin von Rex, Frau Kammerherr von Wuthenau, den Malerinnen Dora Hitz und Emily Lengnick sowie den Herren Kommerzienrath Julius Pilz und Professor Dr. Karl Woermann [der Direktor der Gemäldegalerie leitete die Hängung der Gemälde].«26 Wie viel Resonanz dieses ambitionierte Unternehmen überregional erzielte, lässt sich heute nicht mehr nachweisen. Die lokale Kunstkritik verhielt sich angesichts der Auswahl »in ihrer unbefangenen Harmlosigkeit« und der königlichen Protektion zurückhaltend.27 Allerdings stand im Grunde vor allem eine gleichberechtigte Teilnahme an den etablierten großen Kunstausstellungen im Fokus vieler Frauen. Da ihnen aber, bis auf wenige Ausnahmen, deutsche Akademien noch bis 1919 verschlossen blieben, waren auch solche Präsenzen eher marginal.28 Zwar sind weibliche Ausstellungsbeteiligungen durchaus nachweisbar;29 tatsächlich gab es aber selbst unter den etwa 100 Kunstschaffenden in der Abteilung Malerei der vermeintlich fortschrittlichen Künstlerbund-­ Ausstellung in München 1904 lediglich zwei Frauen. Zur Großen Kunstausstellung Dresden desselben Jahres hatte man dagegen über 20 Malerinnen eingeladen. Bei einer Gesamtzahl von etwa 450 Beteiligten in der AbteiBlick in die Sächsische Kunstausstellung Dresden 1903 (Postkarte, Detail) · Archiv der Hochschule für Bildende Künste Dresden, F 167. Auf der Empore links das »Bildnis einer Malerin« von Hildegard von Mach (Abb. S. 8) zwischen Frauenporträts von Oskar Zwintscher und Hans Unger. lung Malerei entsprach dies jedoch auch nur einer »Frauenquote« von 4,5 Prozent, die aber immerhin etwa doppelt so hoch war wie jene in München. In der sächsischen Hauptstadt wirkten wohl starke Kräfte, um weiblichen Kunstschaffenden Wege in die Öffentlichkeit zu ebnen und Sichtbarkeit zu verschaffen: Bereits in der Sächsischen Kunstausstellung Dresden 1903 hatte dies dazu geführt, dass unter den Ausstellenden in der Abteilung Malerei fast 10 Prozent Frauen waren.30 Auf den großen Dresdner Ausstellungen erscheint jedoch die Anzahl von Künstlerinnen in Stichproben generell gering: In der Abteilung Ölgemälde der Internationalen Kunstausstellung von 1897 waren von 434 verzeichneten Personen nur etwa ein Dutzend Frauen, das entsprach einer eklatanten Minderheit von nicht einmal

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