Leseprobe

10 1890er-Jahre waren das exemplarische Jahrzehnt des Jugendstils, der Neuen Frau und der Plakatwerbung. […] Die Neue Frau verstieß gegen die Konvention, weil sie nach vielerlei Freiheiten strebte. Sie war körperlich und geistig aktiv. Ziemlich viele Frauen in den 1890ern und weit mehr im frühen 20. Jahrhundert engagierten sich zudem politisch im Kampf zur Erlangung der vollen Bürgerrechte, für den Zugang zu höherer Bildung und akademischen Berufen.«22 Gerade im kulturellen Leben der Metropolen fanden sich zahlreiche emanzipierte Oskar Zwintscher »Bildnis einer Dame mit Zigarette« 1904 · Öl auf Leinwand, 82×62 cm Albertinum, Gal.-Nr. 2690 Mathilde Ade »Eine Moderne«, in: Meggendorfer’s Humoristische Blätter 47:1901, Heft 571, S. 114 · Kunstbibliothek der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden Frauen, die als Künstlerinnen, Schauspielerinnen oder Schriftstellerinnen ihren Lebensunterhalt verdienten, das Reformkleid dem Korsett vorzogen und oft auch das Rauchen als Symbol der Unabhängigkeit begriffen.23 Aus einer zeitgenössischen Perspektive, nämlich von Maria Montessori im Jahr 1899, klang das so: »Es waren neue Frauen im wahren und bewundernswerten Sinne des Wortes: Frauen, die sich für den sozialen Fortschritt einsetzen, die zum allgemeinen Wohlergehen beitragen; die aufstehen – ein bewusstes und starkes Ziel der Menschheit –, um der anderen Hälfte der Menschheit ihre Arbeit anzubieten, um sich zur Vollendung des Gemeinwohls zu vereinen.«24

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