Leseprobe

Neue Herausforderungen und globale Krisen Die Geschichte der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung zeigt, dass Erinnerungen an historische Ereignisse einem ständigen Wandel unterliegen. Die jüngeren globalen Krisen haben die Sichtweisen auf Flucht und Vertreibung erneut verändert und auch die Ausgestaltung des Dokumentationszentrums und seiner Ständigen Ausstellung beeinflusst. Anfang des Jahres 2011 erfasste eine breite Protestwelle, der sogenannte Arabische Frühling, den Nahen Osten. In fast allen Ländern der Region kam es zu spontanen Demonstrationen. Menschen forderten mehr soziale Gerechtigkeit, Zugang zu Bildung, Rechtsstaatlichkeit sowie Mitbestimmung, Maßnahmen gegen Korruption und das Ende despotischer Willkür. Die europäische Sicht auf diese Entwicklung war zwiegespalten. Zum einen hatte Europa viele der nun unter Druck geratenen Regime politisch gestützt. Zum anderen waren mit den Anfängen des Arabischen Frühlings hohe Erwartungen verbunden, weil die Bewegung Assoziationen mit der Friedlichen Revolution im Jahr 1989 und den damaligen Veränderungen im östlichen Europa weckte. Aber die Proteste im Nahen Osten zogen andere Entwicklungen nach sich als seinerzeit in Europa. In den meisten Ländern wurden – wenn auch oft nur oberflächliche – Reformen durchgeführt. In Syrien, Libyen, im Jemen und im Irak allerdings kam es zu gewaltsamen staatlichen Repressionen, die in Bürgerkriege mündeten. FLÜCHTLINGSLAGER ZAATARI Jordanien, 2019

RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1