268 269 ALTARKREUZ SCHLESISCHER VERTRIEBENER MIT DER AUFSCHRIFT »HERR GIB UNS DIE HEIMAT WIEDER« Ort und Jahr unbekannt MITGLIEDER DER GEMEINSCHAFT WISCHAUER SPRACHINSEL AUS AALEN München/Deutschland, 2016 Die Gemeinschaft setzt sich für die Verbreitung des Kulturguts der ehemaligen Bewohner der Wischauer Sprachinsel in Mähren ein. Das Foto zeigt die Gruppe kurz vor ihrer Aufstellung für den Festzug des Münchner Oktoberfestes. Heimatorte und ihre Bewohner in sogenannten Heimatkarteien zusammen. Den politischen und gesellschaftlichen Alltag im Nationalsozialismus, Repressionen gegenüber jüdischen Nachbarinnen und Nachbarn oder gegen Andersdenkende blendete man dabei zumeist aus. Auch wenn Heimatstuben inzwischen nicht mehr zeitgemäß wirken, so waren sie doch über Jahrzehnte für die Vertriebenen wichtige Orte, um Traditionen und Identitäten zu bewahren. Auch in anderen neu gegründeten Gemeinschaften fanden viele Vertriebene in der Bundesrepublik über Jahrzehnte einen Zusammenhalt. Heimatkreisvereine versammelten Trachten- und Tanzgruppen und hielten die Pflege alter Handwerkskünste wie das Sticken und Klöppeln aufrecht. Inwieweit die Kulturpflege der vertriebenen Deutschen auch die einheimische Bevölkerung erreichte, ist schwer zu sagen. Vielen der Vertriebenen galten die Heimatstube, der Heimatverein oder private Treffen mit Menschen aus denselben Herkunftsregionen als wichtige Räume, um sich in der neuen Heimat zurechtzufinden. Sie erfüllten die Funktion institutionalisierter oder persönlicher Ersatzheimaten.
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