Leseprobe

266 267 welle, in den 1980er-Jahren eingeweiht. Sie erhielten verschiedene Formen und Gestaltungen, als Kreuze, Skulpturen, behauene oder naturbelassene Steine. Ein Beispiel für ein frühes Denkmal befindet sich auf dem TheodorHeuss-Platz in Berlin, wo 1955 eine Ewige Flamme entzündet wurde. Der Platz wurde seither zu einem wichtigen Versammlungsort der Vertriebenenverbände für das jährliche Gedenken an Flucht und Vertreibung, auch nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990. ERINNERUNG AN DIE OPFER DER VERTREIBUNG UND MAHNMAL GEGEN DEN KRIEG IN DER KIRCHE ST. MARIEN Lübeck/Deutschland, 2021 Das 1951/52 gestaltete große Fenster in der Gedächtniskapelle im Südturm der Kirche St. Marien zu Lübeck zeigt Wappen und Namen von Städten, Ländern und Provinzen aus den Herkunftsgebieten der deutschen Vertriebenen hinter zerborstenen Glocken der 1942 zerstörten Kirche. SCAN ME FOTOSERIE ZU VERTRIEBENENDENKMÄLERN IN DEUTSCHLAND auch ihrer Vergangenheit zu gedenken. Die Anerkennung der Herkunft der deutschen Flüchtlinge und Vertriebenen war von Anfang an ein wichtiges Element der bundesrepublikanischen Integrationspolitik zur Förderung eines neuen Miteinander und zur Pflege einer gemeinsamen Erinnerungskultur. Das Bundesvertriebenengesetz von 1953 griff mit seinem sogenannten Kulturparagrafen (§ 96) diesen Ansatz auf. Seinen Verfassern ging es darum, das Kulturgut aus den Herkunftsgebieten im Bewusstsein der Vertriebenen, aller Deutschen und sogar im Ausland wach zu halten. Diese Funktion erfüllt es bis heute. Die Erinnerungspflege setzte bereits sehr früh nach der Gründung der Bundesrepublik ein. Bis heute zeigen sich an vielen Orten im Gebiet der alten Bundesrepublik öffentliche Hinweise an Flucht und Vertreibung. In nahezu jeder größeren Gemeinde wurden Straßen nach Städten und Regionen benannt, aus denen Vertriebene stammten. Mehr als 500 Denkmäler erinnern an den Heimatverlust in Dörfern und Städten, auf öffentlichen Plätzen und Friedhöfen und in der Landschaft. Die meisten Denkmäler wurden im Zeichen der frühen bundesdeutschen Erinnerungspolitik in den 1950er- und, im Zuge einer weiteren Erinnerungs-

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