Leseprobe

Neuordnung durch Vertreibungen Aloisia Parsch lebte 1945 mit ihren Kindern Ernst und Christine in Neutitschein (Nový Jičín) in Mähren. Ihr Mann Benno war ein Jahr zuvor als Soldat umgekommen. Am 4. Juli wurde Aloisia Parsch völlig überraschend auf dem Heimweg von tschechischen Männern aufgegriffen und in ein Lager gebracht. Die 42-jährige Frau wusste nicht, was mit ihr geschehen würde, und machte sich große Sorgen um ihre Kinder. In der Nacht musste sie mit Tausenden anderen Deutschen in die fast zehn Kilometer entfernte Stadt Zauchtel laufen. Dort wurden alle in einen Güterzug gesetzt und Richtung Deutschland transportiert. An der Grenze angekommen, ging es zu Fuß weiter nach Sachsen. Aloisia Parsch gelangte so nach Pirna, wo sie im völlig überfüllten Aufnahmelager Sonnenstein unterkam. Nachts musste sie im Sitzen auf einem Stuhl schlafen. ALOISIA PARSCH (MITTE) MIT IHREN KINDERN ERNST UND CHRISTINE Neutitschein (Nový Jičín)/Tschechoslowakei, April 1945 Ein Jahr von den Kindern getrennt ALOISIA PARSCH Im Herbst zog sie weiter nach Thüringen, ohne Nachricht von ihren Kindern zu haben. Ernst und Christine waren noch immer in Neutitschein. Erst im Februar 1946 traf ein Brief von ihrer Mutter ein, in dem sie die Kinder aufforderte, nach Deutschland zu kommen. Im März trafen die Geschwister mit einem Vertriebenentransport in Bayern ein. Doch erst im Juli, ein Jahr nach der Trennung, sahen sie ihre Mutter wieder.

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