Wege und Lager Nach der türkischen Grenzöffnung zogen Tausende zur griechischen Grenze. Doch Griechenland lehnte ihre Aufnahme ab. Griechische Sicherheitskräfte setzten Wasserwerfer und Tränengas ein, um die Schutzsuchenden teils brutal am Grenzübertritt zu hindern. Die zurückgedrängten Menschen mussten im Winter ohne sanitäre Einrichtungen und Nahrung an der Grenze zu Griechenland ausharren. Diese sogenannten Pushbacks, bei denen Flüchtende gewaltsam an der Grenze zurückgeschickt werden, und zwar bevor sie die Möglichkeit haben, einen Asylantrag zu stellen, sind rechtswidrig. Sie verstoßen gegen geltendes Völkerrecht, das Menschen das Recht einräumt, Asyl zu beantragen. Neben Grenzen haben Kriegsverläufe einen großen Einfluss auf die Fluchtwege, da Schutzsuchende Gebiete möglichst meiden, in denen es Kampfhandlungen gibt. Natürliche Hindernisse wie Gebirge oder Gewässer stellen zusätzliche Gefahren dar. Besonders gefährlich ist zu allen Zeiten die Flucht über das Meer gewesen. Symbolische Bedeutung für die verzweifelte Notlage bei der Flucht über das Mittelmeer erlangte im September 2015 das Foto des kleinen Alan Kurdi. Das Bild zeigt den Jungen tot am Strand der türkischen Küste liegend. Alans Familie war auf der Flucht vor dem syrischen Bürgerkrieg und hatte versucht, in einem überfüllten Schlauchboot von der Türkei nach Griechenland zu gelangen. Mit dem Foto tauchten ein Gesicht und ein Name aus der Menge der Ertrunkenen auf. Wie ein Weckruf ging es um die Welt. Neben den oft wenig seetauglichen Booten ist die komplizierte Orientierung auf dem Wasser die größte Gefahr. Allzu oft sind Menschen auf der Flucht dafür unzureichend ausgestattet. Das Schiff MS Aquarius der Hilfsorganisation SOS Méditerranée rettete von 2016 bis 2018 Schiffbrüchige im Mittelmeer. Im Sommer 2016 nahm das Schiff Menschen von einem Holzboot etwa 25 Meilen vor der libyschen Küste auf. Sie brachten einen analogen Kompass mit an Bord. Der Kapitän der Aquarius, Alexander Moroz, bewahrte das Instrument auf. Es handelt sich um ein einfaches Massenprodukt aus China mit einem Stromanschluss für die Beleuchtung. Eine Bestimmung des Kurses ist damit nicht möglich. Zusätzlich muss die eigene Position bekannt und eine Karte zur Orientierung vorhanden sein, was selten der Fall ist. Flüchtlingsboote kommen deshalb oft vom Kurs ab und treiben tagelang auf offener See. Für die Betroffenen ist die Hilfe durch Rettungsmissionen daher überlebenswichtig. ANALOGER KOMPASS China, um 2015
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