Der Zeichner 48 Muße oder zur Erinnerung skizziert hat. Hier findet man in der Darstellung der Kleidung ähnliche Schraffursetzungen (Abb. 2). Im Skizzenbuch I wurden, zusammen mit einer Wolkenstudie, mehrere nur flüchtig ohne Binnenzeichnung ausgeführte kleine Figuren auf einem Blatt studiert (Abb. 3). Das Berliner Skizzenbuch II des folgenden Jahres dokumentiert erneut Friedrichs Interesse an Haltungsstudien, die er als 1 Caspar David Friedrich Zwei Baumstudien, aufgehängte Wäschestücke aufgelöstes Berliner Skizzenbuch I um 1799 | KAT 15 Vorlagen für Staffagefiguren aus niederländischen Gemälden der Dresdner Galerie abzeichnete (Abb. 1, 2, S. 191).6 Friedrichs dominierendes Thema in den Skizzenbüchern, außer im Kleinen Mannheimer Skizzenbuch,7 sind Pflanzen-, Baum-, Fels- und Landschaftsstudien. Am 20. April 1799 zeichnete er einen noch kahlen, an einem Abhang stehenden Baum (Abb. 4). Ein wenig wird die landschaftliche Umgebung angedeutet: eine kleine Brücke mit hölzernem Geländer und rechts davon ein hoch aufragendes Bäumchen. Bis in kleinste Verästelungen folgt Friedrichs Stift den Verzweigungen der Äste, die sich über den Hang neigen. Die astlose rechte Seite liegt im Schatten, wie Schlangenlinien entlang des Konturs andeuten. Entsprechend ging Friedrich schon zwei Jahre zuvor – noch in Kopenhagen weilend – in seiner Studie einer belaubten Eiche vor (Abb. 5), die sonst mit ihrem zackig umrissenen Laubwerk in ihrer mächtigen, mit groben Schraffuren zügig modellierten Erscheinung wenig mit dem eher grazilen und teils geradezu geschwungen wirkenden Geäst auf dem frühen Skizzenbuchblatt der Dresdner Zeit zu tun hat, jedoch, wie eigens vermerkt, »nach der Natur 1797« entstanden ist. Friedrich führte seine in der Natur aufgenommenen Bleistiftstudien – vermutlich überwiegend im Atelier – mit der Feder oder in Feder und Pinsel weiter aus, überzeichnete sie mit Rußtusche oder Eisengallustinte, lavierte mit verdünnter Tusche oder Tinte und brauntonigen Wasserfarben wie Ocker- und Bistermischungen. Die 1798 datierte Studie einer Kiefer, die die Konturierung quasi ausspart und über den Spuren einer Bleistiftvorzeichnung rein als Pinselzeichnung angelegt ist, wurde am Blattrand mit Farbproben versehen. Sie zeigen, wie Friedrich den nahezu sepiafarbenen graubraunen Ton aus verschiedenen Farben angemischt hat (Abb. 6). Auch hier notierte der Künstler »nach der Natur«. An Studienzeichnungen von 1799 aus dem Berliner Skizzenbuch I wie der Studie von Pflanzen am Fuße eines Baumstamms (Abb. 7) oder der ohne weitere Binnenmodellierung in Feder über Bleistift ausgeführten Darstellung eines mächtigen belaubten Baumes, an dessen Fuß ein Steinbrocken liegt (Abb. 8), wird noch der Einfluss zeitgenössischer Zeichenbücher wie Adrian Zinggs Anfangsgründe für Landschaftszeichner spürbar.8 Die rückseitige Schwärzung deutet darauf hin, dass die bisher nicht identifizierte, ebenfalls um 1799 entstandene Landschaft Bach mit Brücke als Radiervorlage gedacht war (Abb. 9).
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